Nach der Festnahme eines Terrorverdächtigen am Freitag in Wien ist nun in Deutschland ein möglicher Komplize des Terrorverdächtigen (17) festgenommen worden. Innenministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck bestätigte auf APA-Anfrage, dass es einen Zusammenhang zwischen einer Amtshandlung in Neuss (Nordrhein-Westfalen) und jener in der Bundeshauptstadt gibt. Der 17-Jährige wurde unterdessen in U-Haft genommen. Umfangreiche grenzüberschreitende Ermittlungen sind angelaufen. Heute soll der 21-Jährige laut Behörden in Nordrhein-Westfalen intensiv befragt werden.
Verdächtiger hat "Gewicht"
Der Terrorverdächtige habe "Gewicht" und sei kein "harmloser Tatverdächtiger", erklärte Innenminister Wolfgang Sobotka in einem Interview im "Ö1-Journal". Es gäbe ein "Kommunikationsnetz", das überprüft werde. Derzeit würden zusätzliche Hausdurchsuchen in Österreich durchgeführt. Zudem laufen Einvernahmen. Zu konkreten Anschlagsplänen wollte sich der Innenminister aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht äußern. Der Verdächtige hat in Befragungen zugegeben, einen salafistischen Hintergrund zu haben und den IS zu unterstützen.
Derzeit würden Telefonauswertungen durchgeführt und Kontakte überprüft. In Österreich gebe es zusätzliche Hausdurchsuchungen und zusätzliche Vernehmungen. Es werde in Deutschland und auch anderen Ländern die Möglichkeit zu weiteren Ermittlungen geben, sagte Sobotka.
Tipp kam aus Wien
Laut einem Bericht des Magazins "Focus" stürmte ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der deutschen Polizei am Samstag in Neuss die Wohnung des Verdächtigen. Auch die Tageszeitung "Österreich" berichtete darüber, der Tipp auf den Mann sei aus Wien gekommen.
Wie "Focus" (online) aus Justizkreisen erfuhr, soll der Verdächtige einen Bombenanschlag auf Polizisten und Bundeswehrsoldaten geplant haben. Den Ermittlungen zufolge stand der Mann in engem Kontakt zu dem 17-jährigen aus Wien, Kampfname Abu Chaker. Die beiden sollen in der Neusser Wohnung mit Mitteln zur Herstellung von Sprengstoff experimentiert haben.
Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat dem Bericht zufolge gegen den mutmaßlichen Komplizen des 17-Jährigen einen Haftbefehl wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat eingeleitet. Auch dessen Ehefrau wurde bei der Durchsuchung angetroffen und vorläufig festgenommen. Ferner wurden Computer, Handys und Datenträger beschlagnahmt.
In JA Josefstadt eingeliefert
Der Niederösterreicher mit Migrationshintergrund, der einen Anschlag in Wien geplant haben soll und sich zuletzt in einem radikalen albanisch-islamistischen Milieu bewegt hatte, ist am Sonntag um 16.00 Uhr auf Antrag der Staatsanwaltschaft in die Justizanstalt Josefstadt eingeliefert worden. Das berichtete Grundböck. "Die Ermittlungen dauern an."
Nach einem Bericht der "Kronen-Zeitung" am Sonntag soll sich der Bursche, der als Kleinkrimineller polizeibekannt war, im Verhör zur Terrormiliz Islamischen Staat (IS) bekannt haben. Das Innenministerium hat diese Information zunächst nicht bestätigt. Auch Angaben, wonach sich der knapp 18-Jährige Informationen für den Bau einer Bombe aus dem Internet geholt und dabei gewesen sei, Material zusammenzutragen, wurden seitens der Behörde nicht kommentiert. Der 17-Jährige soll vorgehabt haben, in der zweiten Januarhälfte in der U-Bahn-Haltestelle am Wiener Westbahnhof oder einem anderweitigen stark bevölkerten Platz eine Bombe zu zünden.