Kanzleramtsstaatssekretärin Muna Duzdar (SPÖ) hat am Dienstag die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem besucht. Dort legte sie einen Kranz nieder und trug sich ins Gästebuch ein. Sie sehe es als Aufgabe und Pflicht, die Erinnerung an die nächste Generation weiterzugeben und Sensibilisierungsarbeit zu leisten, erklärte Duzdar.
Zuvor hatte Duzdar in Tel Aviv den Klub der österreichischen Pensionisten besucht. Die Gruppe der Holocaust-Überlebenden werde immer kleiner, insgesamt gebe es kaum mehr 1.000, betonte Vorsitzender Gideon Eckhaus. Viele Holocaust-Opfer haben in Israel eine neue Heimat gefunden, unterstrich er. "Wir alle hoffen und wünschen uns sehr, dass eines Tages Frieden im Mittleren Osten und in der Welt herrscht."
"Der Holocaust wird für Österreich nie eine abgeschlossene Geschichte sein - es geht darum, dafür zu sorgen, dass so etwas nie wieder passiert", sagte Duzdar. "So hoffe ich", ergänzte Eckhaus. Duzdar erwähnte ihre palästinensischen Wurzeln und meinte im Hinblick auf den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern, sie habe die "Vision", dass der Nahe Osten einmal eine "prosperierende Region" werde und es eine "friedliche Koexistenz von zwei Staaten" geben werde.
Im Vereinslokal der Pensionisten wird gemeinsam geturnt, Konzerten gelauscht und Schmäh geführt - und zwar in der Muttersprache Deutsch. Viele der Senioren kamen als Kinder und Jugendliche hierher, oftmals allein. So wie Zwi Nigal, der vor 94 Jahren in Wien geboren wurde. Mit 14 erlebte er den Anschluss. "Unvorsichtig" sei er zum Heldenplatz gegangen, um Adolf Hitler sprechen zu hören. Bald darauf wäre das nicht mehr möglich gewesen, erzählt er, denn da war dann jeder als Jude zu erkennen. Im Gymnasium in der Zirkusgasse im Zweiten Wiener Gemeindebezirk wurden die Juden von den anderen Kindern getrennt, "das Kruzifix im Klassenzimmer durch ein Hitler-Bild ersetzt". Er habe das Glück gehabt, 1939 nach Palästina geschickt worden zu sein, wo er in einer jüdischen Siedlung als Bauernsohn aufgenommen wurde. Mit 18 meldete sich Zwi freiwillig zur britischen Armee und kämpfte zu Kriegsende bei Tarvis. Dort sei man auf Flüchtlinge getroffen, denen man sagen konnte: "Es gibt noch Juden, und wir warten auf euch."
Uri Ben Rehav wurde 1931 in Wien als Willi Schwarz geboren. Bis 1938 habe er eine glückliche Kindheit gehabt, dann sei es schwieriger geworden. "42 wurde der Fall ernster, ich kam nach Theresienstadt", blickte er zurück auf die Zeit im Konzentrationslager. "Ich habe überlebt." Danach lebte er in verschiedenen Flüchtlingslagern, bis er schließlich hierher kam. Sein Verhältnis zu Österreich sei über all die Jahre stets "lauwarm" gewesen, sagt der Holocaust-Überlebende. In letzter Zeit aber sei es positiver geworden, denn sein Lieblingsenkel lebe heute glücklich in Salzburg - "der Kreis hat sich geschlossen".