Der im Sommer aus dem Amt geschiedene Bundespräsident Heinz Fischer war in den letzten 13 Jahren mit Abstand der Politiker, der bei den Österreichern das meiste Vertrauen genossen hat. Das geringste Vertrauen wurde den beiden früheren freiheitlichen Politikern Peter Westenthaler und Jörg Haider entgegengebracht. Das zeigt eine Langzeitauswertung des APA/OGM-Vertrauensindex seit Anfang 2003.
80.000 Interviews zum Politiker-Vertrauen
In dieser Zeit wurden in insgesamt 165 Befragungen mehr als 80.000 Interviews zum Vertrauen der Öffentlichkeit in Bundes- und Landespolitiker sowie Institutionen durchgeführt. Aus dieser großen Datenmenge hat OGM nun eine Spezialauswertung mit den höchsten und den geringsten Vertrauenswerten von Bundespolitikern der letzten 13 Jahre erstellt.
Überlegen an der Spitze liegt wenig überraschend Altbundespräsident Heinz Fischer, der durchgehend die Nummer eins war. Bemerkenswert ist dabei aber, dass er bereits im ersten Jahr nach seinem ersten Wahlerfolg 79 Vertrauenspunkte erreichte. Damals sprachen ihm 87 Prozent der Befragten das Vertrauen aus, acht Prozent taten das nicht. Angesichts dessen ist sein Absinken auf zuletzt rund 50 Vertrauenspunkte weniger als großer Vertrauensverlust zu deuten, sondern viel mehr als Zeichen der stark gewachsenen Politikerverdrossenheit, die auch vor dem Staatsoberhaupt nicht Halt machte, analysiert OGM-Chef Wolfgang Bachmayer.
In dieser Best Of-Liste folgt Benita-Ferrero-Waldner, die 2003 als damalige Außenministerin 49 Vertrauenspunkte sammelte. Im Jahr darauf wurde sie von der ÖVP als Kandidatin für die Bundespräsidentenwahl aufgestellt und unterlag Heinz Fischer nur knapp.
Außenministerium als Sympathieförderer
Dass als Nächste mit Ursula Plassnik (ÖVP), die 2007 46 Vertrauenspunkte erreichte, wieder eine Außenministerin folgt, zeigt dass damals wie heute das Außenministerium ein sympathieförderndes Ressort ist. Immerhin vier der Top 10-Plätze gehen an Frauen, auch wenn die seinerzeitige Justizministerin Claudia Bandion-Ortner (ÖVP) nach einem steilen Aufstieg in den Vertrauenswerten bald ziemlich abstürzte. Mittendrin unter den Besten ist auch Ex-Finanzminister Karl Heinz-Grasser, der 2003 mit 45 Punkten seine Vertrauensspitze erreichte, die später im öffentlichen Vertrauen aber völlig verglühte.
Während unter den "Top 10" ÖVP-Politiker den Ton angeben und nur Heinz Fischer und die verstorbene Nationalratspräsidentin Barbara Prammer die rote Fahne hochhalten, führen die "Flop 10" freiheitliche Politiker an. Mit Minus 71 Punkten (2008) liegt hier der frühere Klubobmann Peter Westenthaler vor dem verstorbenen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider (2006 mit Minus 70 Punkten).
Strache verbesserte sich deutlich
Hinter dem früheren GÖD-Chef Fritz Neugebauer (ÖVP), der es 2013 auf 63 Minus-Punkte brachte, folgen in der Negativ-Hitliste mit dem damaligen Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf (Minus 62) und Heinz-Christian Strache wieder zwei blaue Spitzenpolitiker. Der FPÖ-Obmann hatte zwar 2007 seinen Negativ-Rekordwert mit Minus 56 Punkten, verbesserte sich seither aber deutlich und landete zuletzt im November bei Minus 13.
Ein starkes up and down legte auch die frühere Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky (ÖVP) hin, die nach starkem Beginn auf einen Vertrauenswert von Minus 48 Punkten abstürzte.
Auch noch in die "Flop 10" schaffte es der damalige SPÖ-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, der kurz vor seiner Ablöse durch Werner Faymann 2008 auf einen Wert von Minus 41 kam.