Über einen "traurigen Appell einer 89-Jährigen" berichtet der deutsche Nachrichtensender "N24", auch das Nachrichtenmagazin Focus verweist auf das "bewegende Video" und die "Süddeutsche Zeitung" meint überhaupt, dass damit der Wahlkampf in Österreich aufgemischt werde. Und die "Welt" schreibt, dass "dieses Video ganz Österreich bewegt".

Das Video findet eine dementsprechend rasante Verbreitung. Am frühen Samstaggnachmittag lag die Zahl der Zugriffe bereits bei fast 2,3 Millionen. Mit diesen Zahlen werden alle bisher online gestellten Kampagnen-Videos der Präsidentschaftskandidaten in den Schatten gestellt.

Das Video wurden vom Präsidentschaftskandidaten Alexander Van der Bellen ins Netz gestellt. Laut seinem Wahlkampf-Team habe sich die Frau selbst gemeldet und um ein Gespräch gebeten, das gefilmt und in weiterer Folge auf die Facebook-Seite des Kandidaten gestellt wurde.

"Die Beleidigung anderen gegenüber, das Runtermachen, das Schlechtmachen, das stört mich am allermeisten", meint die Frau, die im Video Gertrude genannt wird, zur herrschenden politischen Rhetorik von rechter Seite. Nicht das "Anständige", sondern das "Niedrigste" herrsche vor - "und das war schon einmal der Fall". Auch die Verwendung des Begriffs Bürgerkrieg durch FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache und die Verwendung der religiösen Gelöbnisformel "So wahr mir Gott helfe" auf FPÖ-Plakaten kritisiert sie.

Portisch für Van der Bellen

Auch die Journalisten-Legende Hugo Portisch spricht sich in einem Video für Alexander Van der Bellen aus. Portisch hat sich bisher erst einmal in einer Bundespräsidentenwahl für einen Kandidaten ausgesprochen - und zwar für Heinz Fischer bei dessen Wiederwahl. Dass er jetzt für Van der Bellen Partei ergreift, begründet er damit, dass der frühere Grünen-Chef "dieselbe feste, festgefügte politische Führungsfigur" wie Fischer sei. Für Portisch ist Van der Bellen "der Kandidat, der die Eigenschaften Heinz Fischers total verkörpert. Ein Demokrat vom Scheitel bis zur Sohle. Einer, der nicht mitläuft mit dem Populismus. Einer, der für eine aufrechte Zusammenarbeit aller steht." Das Video wird am Samstag ab 18.30 Uhr auf der Facebook-Seite Van der Bellens veröffentlicht.

Lopatka und Grillitsch für Hofer

Nach Klubobmann Reinhold Lopatka haben sich unterdessen zwei weitere ÖVP-Abgeordnete als künftige Wähler Norbert Hofers geoutet. Fritz Grillitsch und Johannes Schmuckenschlager unterstützen ebenfalls den FPÖ-Kandidaten. Der frühere Bauernbund-Präsident erklärte in der ZiB2, die von Rot-Grün betriebene Polarisierung und die "Dämonisierung" von Mitte-Recht hätten ihn jetzt dazu gebracht zu sagen, dass der Hofer wählt. Johannes Schmuckenschlager begründete sein Eintreten für Hofer damit, dass Van der Bellen nicht unabhängig sei, weil dessen Frau im Grünen Klub arbeitet. Und außerdem sei der frühere Grünen-Chef für die Sanktionen gegen Schwarz-Blau gewesen. "Dieses Demokratie-Verständnis kann ich nicht teilen." Sein Bruder Stefan, der ÖVP-Bürgermeister von Klosterneuburg, unterstützt hingegen Van der Bellen.