Das Österreichische Bundesheer stelle sich nicht nur den neuen Bedrohungen, es reagiert auch auf Veränderungen in unserer Gesellschaft, betonte Nationalratspräsidentin Doris Bures anlässlich der Angelobung von Rekrutinnen und Rekruten des Österreichischen Bundesheeres auf dem Wiener Heldenplatz. Dieser traditionelle Termin des Bundespräsidenten am Nationalfeiertag wurde heuer von Nationalratspräsidentin Doris Bures wahrgenommen.
In ihrer Ansprache sagte die Nationalratspräsidentin: "Heute spiegelt das Bundesheer die Diversität unseres Landes in weiten Teilen wider: Menschen unterschiedlichster Herkunft dienen der Republik im österreichischen Bundesheer." Das Bundesheer werde zudem - wenn auch langsam - weiblicher, sagte Bures, die ausdrücklich die klare Zielsetzung des Bundesministers für Landesverteidigung und des Generalstabes begrüßte, in den nächsten Jahren mehr Frauen ins Bundesheer zu bringen.
"Seit wenigen Monaten gibt es auch im höchsten Dienst des Militärs, dem Generalstabsdienst, erstmals eine Frau", erklärte Bures. Das sei ein ermutigendes Zeichen. "Weitere mögen folgen, denn das Bundesheer soll Frauen eine gute Ausbildung, untypische Arbeitsplätze und neue Karrierechancen bieten. In diesem Sinne wünsche ich der neuen Beraterin für Frauenfragen im österreichischen Bundesheer von Herzen alles Gute. Mögen viele Frauen mit ihrer Hilfe die Männerbastion Bundesheer erobern", ermutigte die Nationalratspräsidentin.
Eigentlich hätte am Nationalfeiertag schon der neue Präsident die Rede halten sollen - nach der letzten Stichwahl wäre das Alexander Van der Bellen gewesen. Er entschloss sich, eine Grundsatzrede zur Spaltung der Gesellschaft vor Journalisten und Sympathisanten zu halten, aber schon gestern, einen Tag davor. Sein Konkurrent Norbert Hofer überließ ja dem Parteichef das Wort.
Vier Monate ohne Staatsoberhaupt
Heute fällt richtig auf, dass es keinen Präsidenten gibt, aber tatsächlich muss Österreich bereits seit vier Monaten ohne sein Staatsoberhaupt auskommen. Die wichtigsten Termine nehmen die Nationalratspräsidenten wahr: Sie bestätigen die Entscheidungen der Bundesregierung durch ihre Unterschrift und beantworten Briefe von Bürgern.
Am 4. Dezember entscheidet sich endgültig, wer von den beiden Kandidaten - Van der Bellen oder Hofer - in die Hofburg einzieht. Der Termin für die erste offizielle Rede an das Volk ist dann der Neujahrstag.
Der heutige Nationalfeiertag begann mit der Kranzniederlegung der Bundesregierung um 9.30 Uhr in der Krypta und im Weiheraum. In vielen Ministerien, im Parlament und im Kanzleramt ist Tag der offenen Tür. Die Präsidentschaftskanzlei bleibt geschlossen.
Um 10 Uhr begann dann die Leistungsschau des Bundesheeres samt Angelobung von 1.250 Rekruten.
Kanzler, Vizekanzler und Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil sind dabei.
Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) hat sich am Nationalfeiertag gegen Polarisierung ausgesprochen: "Wir müssen alle gemeinsam an einem rot-weiß-roten Strang ziehen", sagte er bei der feierlichen Rekruten-Angelobung am Heldenplatz.
Der Heldenplatz sei heute "ein Platz der Demokratie, der Freiheit, der Menschenwürde und ein Platz friedlicher und demokratischer Versammlungen", erklärte Kern. Das sei aber nicht immer so gewesen, "auf diesem Platz ist einst bewusst und dezidiert zu Krieg und zu Vernichtung aufgerufen worden". Heute aber gedenke man der Befreiung Österreichs "mit einem Fest der Freude".
Der Nationalfeiertag sei auch immer ein Tag, der daran erinnere, was uns ausmache. "Österreich ist kein Land, in dem der stärkere Ellenbogen zählt, Österreichs Erfolgsgeschichte wird von der Gemeinschaft geschrieben."
Einmal mehr zitierte Kern den früheren deutschen Bundespräsidenten Johannes Rau: "Nationalisten verachten andere Länder. Patrioten lieben ihr Land." Patriotismus lebe vom Miteinander.
Die Angelobung wurde - in Vertretung des noch nicht gewählten Präsidenten - erstmals von einer Frau durchgeführt, von Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ).
Am Nationalfeiertag haben sich etliche Politiker mit Appellen oder Warnungen zu Wort gemeldet. Vizekanzler und ÖVP-Obmann Reinhold Mitterlehner etwa will, dass die anstehenden Herausforderungen mit "Mut" und "Optimismus" angegangen werden. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hingegen warnte vor den Gefahren des Islamismus. Die Grünen forderten Investitionen in die Bildung.