Bei der Tat war Anfang Mai ein als Asylwerber gescheiterter Kenianer offenbar grundlos nächtens mit einer Eisenstange auf die Putzfrau, die am Weg zur Arbeit war, los gegangen. Der Fall hatte auch medial hohe Wellen geschlagen, da der Mann in der Vergangenheit vielfach angezeigt worden war, eine Haftstrafe abgesessen hat, psychisch auffällig und seit Jahren als Flüchtling abgelehnt war. Ausgewiesen werden konnte er nicht, da es mit seinem Heimatstaat kein entsprechendes Abkommen gibt.

Justizminister Brandstetter kündigte eine "lückenlose Aufklärung" ohne "voreilige Schuldzuweisungen" angekündigt. Eine Reihe von Fragen wollte der Minister noch nicht beantworten und betonte, erst die Arbeit der von ihm eingesetzten Sonderkommission abwarten zu wollen. Der Familie des Opfers sprach er sein Beileid aus.

Bestätigt hat der Minister, dass der tatverdächtige Kenianer 2008 mit einem Touristenvisum nach Österreich gekommen ist und abgesehen davon nie einen gültigen Aufenthaltstitel besessen habe. Erstmals juristisch aufgefallen sei der Mann im Oktober 2010, im Alter von 16 Jahren. Seither habe es vier Verurteilungen wegen strafrechtlicher Vergehen gegeben, vier Strafanträge seien noch offen. Ermittelt wird, abgesehen vom aktuellen Mordfall, noch wegen einer bereits im Vorjahr begangenen leichten Körperverletzung, ebenfalls mit einer Eisenstange, sowie wegen Sachbeschädigung.

Die Sonderkommission unter dem Vizepräsidenten des Wiener Landesgerichts für Zivilrechtsachen, Helfried Haas, soll allfälliges Behördenversagen im Vorfeld des Mordfalles klären. Ein Gerichtssachverständiger wurde laut Brandstetter nie beigezogen, eine Unterbringung in einer psychiatrischen Einrichtung nie durchgeführt. Ob, wie von der FPÖ vermutet, eine Untätigkeit der zuständigen Staatsanwaltschaft vorliegt, "kann ich schlicht nicht beurteilen", sagte Brandstetter und betonte, "dass die Ergebnisse der Sonderkommission seriöserweise abzuwarten sind".

Grundsätzlich glaubt Brandstetter an einen "Systemfehler". Der Fall mache deutlich, "dass wir Schwierigkeiten haben an den Schnittstellen von Behördenzuständigkeiten". "Nach zweieinhalb Jahren in dieser Funktion gibt es einen Satz, den ich nicht mehr hören kann - den Satz: Ich bin nicht zuständig", kritisierte Brandstetter. Eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Polizei und Justiz habe er gemeinsam mit Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) bereits in die Wege geleitet.