Das Ableben von Rakhat Aliyev, der am Dienstag erhängt in der Wiener Justizanstalt Josefstadt gefunden wurde, ist für seinen langjährigen Rechtsbeistand Manfred Ainedter "voller Rätsel", wie er im Gespräch mit der APA erklärte. Für Ainedter ist ein Selbstmord unvorstellbar: "Er hat sich gerade neue Brillen bestellt gehabt. Am Dienstag hatte er noch einen Friseurtermin. Und da soll er sich umbringen?"

Ainedter bestätigte der APA die Existenz eines Tagebuchs, das Aliyev im Gefängnis geführt habe. Darüber hinaus behauptet der Anwalt, dass es an diesem Büchlein zu Manipulationen kam, als der herzkranke Aliyev vorübergehend ins Krankenhaus der Barmherzigen Brüder verlegt wurde und seine privaten Aufzeichnungen im Gefängnis zurücklassen musste.

Ungereimtheiten

"Als er zurückgekommen ist, hat eine Seite gefehlt. Sie ist herausgerissen worden", hielt Ainedter fest. Die Vollzugsdirektion, bei der eine Beschwerde gegen diesen angeblichen Eingriff in Aliyevs Eigentum ventiliert wurde, sah das allerdings anders. Sie wies die Beschwerde zurück und stellte fest, es habe nichts aus dem Notizbuch gefehlt.

Darauf angesprochen, dass die Staatsanwaltschaft auf Basis des vorläufigen Obduktionsergebnisses derzeit keine Hinweise auf Fremdverschulden sieht, bemerkte Ainedter: "Es ist völlig ausgeschlossen, dass Aliyey seine Ehefrau und seine Kinder im Stich gelassen und sich aus dem Leben gestohlen hätte." Auch die Art und Weise des angeblichen Selbstmords - Alivey war in einer Jogginghose mit Mullbinden an einem Kleiderhaken erhängt entdeckt worden - irritiert Ainedter: "Er hätte das Stromkabel seines Laptops zur Verfügung gehabt." Dass der sehr auf sein Äußeres bedachte Mann in Trainingshosen freiwillig aus dem Leben scheidet, sei "gänzlich ausgeschlossen", so Ainedter abschließend: "Er ist zu sämtlichen kontradiktorischen Einvernahmen im Anzug gegangen. Zu seinem Prozess wollte er sogar in Uniform erscheinen."

Der Aussage eines Chefinspektors der Polizei zufolge soll der ehemalige kasachische Botschafter in Wien in einem Tagebuch ihm im Gefängnis widerfahrene Einschüchterungsversuche notiert haben. "Er war in Furcht und Unruhe und hatte die Befürchtung, dass die Drohungen wahr gemacht werden", hatte der Polizeibeamte am Dienstag wenige Stunden nach dem Auffinden der Leiche erklärt. Aliyevs Rechtsbeistand geht davon aus, dass dieses Notizbuch in der Zelle von der Tatortgruppe des Wiener Landeskriminalamts (LKA) sichergestellt wurde und nun im Zuge der Ermittlungen ausgewertet wird.