Der Versuch, die islam-feindliche Gruppierung "Pegida" in Wien zu etablieren, ist zumindest im ersten Anlauf gescheitert. Ein von den Initiatoren für Montagabend geplanter "Spaziergang" durch die Innenstadt fiel flach, nachdem großteils linksgerichtete Gegen-Demonstranten den Abmarsch von der Wiener Freyung verhindert hatten. Ohnehin war der Zulauf für die "Pegida Wien" eher bescheiden. Die Polizei zählte in etwa 300 Unterstützer, während bei einer großen Gegendemonstration ebenfalls in der Wiener Innenstadt rund 5.000 Teilnehmer registriert wurden. Eine Teilnehmerin der Gegendemonstration wurde offenbar nach einem Angriff aus der rechten Szene verletzt. Insgesamt wurden 13 Personen festgenommen, einige Hundert Anzeigen erstattet und Hunderte Identitäten festgestellt.

Die "Pegida"-Demo kam hingegen nicht vom Fleck. Rund 200 Gegnern war es gelungen, sich ebenfalls auf der Freyung zu postieren und zu verhindern, dass der an das Dresdner Vorbild angelehnte Spaziergang tatsächlich in Szene gehen konnte. Rund zwei Stunden standen sich die beiden Parteien - durch die Polizei nur etwa zehn Meter getrennt - erbittert gegenüber, ehe sich die mit 1.200 Einsatzkräften stark aufgestellte Exekutive zur Auflösung der "Pegida"-Veranstaltung entschloss.

Die Auseinandersetzungen rund um die Kundgebungen liefen großteils rhetorisch ab. Während die "Pegida"-Fans wie ihre deutschen Vorbilder "Wir sind das Volk" skandierten, antworteten die Gegner mit "Nieder, Nieder, Nieder mit Pegida". Auffällig war unter den Anhängen der Islam-feindlichen Gruppe nicht nur, dass sich der frühere Dritte Nationalratspräsident Martin Graf (FPÖ) unter die Unterstützerschar gemischt hatte, sondern auch, dass einige Anhänger nicht einmal in Polizei-Nähe davor zurückschreckten, den Hitler-Gruß zu zeigen. Geschwenkt wurden österreichische und deutsche Fahnen.

Nächste Woche wieder?

Die Exekutive nahm zahlreiche Identitätsfeststellungen vor, Festnahme gab es zunächst nur eine und zwar "nach Verwaltungsstrafrecht". Wiewohl der geplante Marsch nicht stattfinden konnte, wollten die Organisatoren nicht von einem Misserfolg reden. Den eigenen Anhängern wurde via Megafon zugerufen: "Das ist keine Niederlage." "Pegida Wien"-Sprecher Georg Immanuel Nagel versicherte gegenüber der Austria Presse Agentur, dass bereits kommende Woche eine neue Kundgebung geplant sei, an welchem Tag ließ er offen. Schon heute sei es gelungen, ein "starkes Zeichen" zu setzen.

Eine Verletzte bei den Pegida-Gegner

Stärker war allerdings wohl das Zeichen der Gegner. Nach Polizeiangaben rund 5.000 "Anti-Pegida"-Demonstranten zogen friedlich vom Museumsquartier zum Stephansplatz. Aufgerufen zu dem Marsch hatte die schon beim Protest gegen den "Akademikerball" präsente "Offensive gegen Rechts" gemeinsam mit mehreren muslimischen Organisationen. Die "Offensive gegen Rechts" beklagte am Montagabend eine verletzte Aktivistin. Wie eine Sprecherin der Austria Presse Agentur mitteilte, wurde eine Frau nach Auflösung der "Pegida"-Demo von Männern verfolgt, niedergeschlagen und auch am Boden noch getreten. Die Frau ist nach Angaben der "Offensive gegen Rechts" in Spitalsbehandlung.

In einer Aussendung kritisiert die Initiative, dass die Polizei nicht gegen Hitlergrüße, rassistische und antisemitische Sprüche aufgetreten sei. Bei der Exekutive wird dies relativiert. Polizeisprecher Roman Hahslinger versicherte, dass entsprechende Vorfälle im Nachhinein geahndet würden. Einschlägiges Bildmaterial werde ausgewertet und die Personen würden ausgeforscht. Eine Person soll auch bereits bei der Kundgebung angehalten worden sein.

Dass man nicht in mehreren Fällen direkt an Ort und Stelle eingegriffen hat, begründet die Polizei damit, dass ein entsprechendes Vorgehen gegen Einzelpersonen in einer Gruppe zu größeren körperlichen Auseinandersetzungen führe. Daher würden jene Personen, die einschlägige Aktionen gesetzt haben, im Nachhinein belangt.