Warum wollen Sie den Schilling wieder einführen?

HEINZ-CHRISTIAN STRACHE: Generaldirektor Treichl hat gesagt, man muss mutig sein. Es soll keine Denkverbote geben. Der Schilling kann dabei eine Variante sein. Mit dem Schilling war das Geld noch was wert. Ich meine, man sollte einen anderen Weg als den jetzigen beschreiten.

Der da ist?

STRACHE: Unser Steuergeld darf nicht länger in Pleitestaaten fließen. Wir brauchen das Geld dringend in unserem Land und für unsere Leute. Österreich muss raus aus dem Haftungsschirm. Die starken Volkswirtschaften, Österreich, Deutschland, Frankreich, Holland, sollten den Euro-Raum verlassen und gemeinsam eine neue Hartwährung gründen.

Dass man den Griechen kein Geld gibt, ist populär. Wenn Griechenland kollabiert, geraten auch unsere Banken, wo viele ihre Ersparnisse angelegt haben, in eine Schieflage. Wollen Sie das?

STRACHE: Ich will die Ersparnisse der Österreicher schützen. Es geht nicht an, dass jene Banken, die Spekulationsverluste erlitten haben, schon wieder von der öffentlichen Hand aufgefangen werden. Ein solches marodes Spekulationssystem kann nicht aufrechterhalten werden. Um eine Teilentschuldung Griechenlands wird man nicht umhinkommen. Jene Banken aber, die Hilfe durch den Steuerzahler in Anspruch nehmen, sollen verstaatlicht werden. Die Banken dürfen nicht länger sakrosankt sein.

Die Griechenhilfe von 2,3 Milliarden ist ein Klacks im Vergleich zu den Haftungen von 23 Milliarden Euro, die der Staat wegen des Hypo-Abenteuers des dritten Lagers in Kärnten übernommen hat.

STRACHE: Wenn man die rot-schwarzen Staatsschulden, die Haftungen sowie die Schulden der ausgelagerten Unternehmen wie ÖBB und Asfinag zusammenrechnet, kommt man auf 360 Milliarden Euro, die jeden Österreicher mit mehr als 40.000 Euro belasten. Bei Griechenland kommt man mit den Haftungen auf über 20 Milliarden.

Das ändert nichts am Hypo-Desaster.

STRACHE: Die Hypo ist erst ab dem Kauf der Bayern in Schieflage geraten. Der Herr Pröll hätte die von den Bayern verursachte Misere nicht mit Steuergeld auffangen müssen. Außerdem ist der Haftungsrahmen in Kärnten von SPÖ und ÖVP festgelegt worden.

Schuld sind immer die anderen bei der Hypo?

STRACHE: So ist es.

Vor Kurzem sagten Sie, eine Million Osteuropäer sitzen auf den Koffern, um nach Österreich zu kommen. Seit dem Wegfall der Übergangsfristen sind vier Wochen vergangen. Wo sind die Massen aus dem Osten?

STRACHE: Ich habe die Arbeiterkammer, das Wifo zitiert. In Tschechien, Ungarn und anderswo gibt es zwei Millionen Arbeitslose. Wer arbeitet, verdient 300 Euro im Monat. Es wird also eine massive Belastung auf dem österreichischen Arbeitsmarkt stattfinden.

Wo sind die Osteuropäer?

STRACHE: Ich habe nie gesagt, dass die von heute auf morgen kommen. Das dauert Jahre.

Sind Sie nicht einfach unglaubwürdig mit Ihren apokalyptischen Untergangsszenarien? Gestern die Osteuropäer, heute die Griechen?

STRACHE: Schauen Sie sich England an. Alle EU-Experten haben gesagt, es kommen höchstens 15.000. Nach sechs Jahren waren es 700.000 Osteuropäer. Wir werden in den nächsten fünf Jahren in Österreich einen ähnlichen Prozess erleben.

Seit dem 1. Mai ist sogar die Zahl der Arbeitslosen um 10.000 gesunken, die Lage entspannt sich auf dem Arbeitsmarkt.

STRACHE: Sie müssen in die Tiefe gehen. Die Jobs, die entstehen, sind vielfach McJobs. Viele Menschen müssen zwei, drei dieser McJobs annehmen, um über die Runden zu kommen. Ich bleibe dabei: Die Öffnung des Arbeitsmarktes war unverantwortlich.

Warum brauchen Sie immer ein Feindbild, um Politik zu machen? Ausländer, Islam, Türken, EU, Osteuropäer, Griechen?

STRACHE: Ich habe keine Feindbilder, ich habe Freundbilder. Ich bin ein Freund Österreichs. Ich bin der Einzige, der für rot-weiß-rote Interessen eintritt. Die Menschen fühlen sich von der Regierung im Stich gelassen.

Sie sagen dauernd, die FPÖ hat mit der NS-Zeit nichts am Hut. Warum hat dann die FPÖ in Amstetten nicht für die Aberkennung der Ehrenbürgerschaft Hitlers gestimmt, sondern sich der Stimme enthalten? Das versteht kein Normalsterblicher.

STRACHE: Wir leben in Absurdistan. ÖVP, SPÖ und Grüne sind schon so nervös, dass sie Österreich international anpatzen wollen. Den Eindruck zu erwecken, Hitler ist 2011 noch immer Ehrenbürger von Amstetten, stimmt nicht. Dieser Mann ist seit 1945 zum Glück nicht mehr Ehrenbürger. Der Alliierte Kontrollrat hat das 1946 so festgestellt.

Amstetten ist nur ein Beispiel. Keine andere Partei tut sich in der Abgrenzung gegenüber ewig gestrigem Gedankengut so schwer.

STRACHE: Bei Amstetten gewinnt man den Eindruck, dass SPÖ, ÖVP und Grüne die Ewiggestrigen sind, die von dem Thema nicht loskommen.

Wenn man sich anschaut, mit welchen Leuten aus dem rechtsextremen Eck Frau Winter auf Facebook befreundet ist, stimmt die Vermutung. Warum streift die FPÖ immer dort an?

STRACHE: Das sind miese Diffamierungen. Wir haben als FPÖ mit totalitären Ideologien rein gar nichts am Hut. Schauen Sie sich meine Reden an.

Es geht nicht um Ihre Reden, Sie haben die Partei nicht im Griff.

STRACHE: Die Partei ist absolut sauber. Die FPÖ ist die Zukunftspartei Österreichs, die die Interessen der einfachen Bürger in den Mittelpunkt ihrer Tätigkeit rückt. Wenn die Koalition nicht weiterkommt, holt sie halt die Faschistenkeule aus dem Hut und diffamiert uns.

Ohne glaubwürdige Abgrenzung werden Sie nie Kanzler.

STRACHE: Diese Abgrenzung gibt es mehrfach dokumentiert und eindeutig!

Was machen Sie 2013, wenn Sie die meisten Stimmen haben, aber keinen Koalitionspartner finden?

STRACHE: Wenn wir die stärkste Kraft in Österreich sind, gehe ich davon aus, dass die Parteien, die dann nicht mehr die Mitte der Gesellschaft darstellen, sondern an den Rand des Spektrums gerückt sind, nachdenken werden, ob sie bereit sind, mit uns die Interessen Österreichs zu vertreten.

Sie glauben, SPÖ oder ÖVP machen Sie zum Kanzler?

STRACHE: Wenn SPÖ und ÖVP auf Dauer nicht zu einer 10-Prozent-Partei verkümmern wollen, werden sie umdenken müssen.

Würden Sie auch als Vizekanzler in die Regierung gehen?

STRACHE: Mir kommt es nicht darauf an, ob auf meiner Visitenkarte Kanzler oder Vizekanzler steht. Mir geht es darum, dass wir mit dem Rückenwind der Wähler endlich auch die richtigen Inhalte für Österreich umsetzen werden.

Als Haider im Jahr 2000 in die Regierung kam, musste er viele Grundprinzipien über Bord werfen. Wird es Ihnen nicht genauso gehen, weil jede Regierung in einem ziemlich engen Korsett steckt?

STRACHE: Das Umgekehrte wird stattfinden. Unsere Koalitionspartner müssen ihre EU-Sektiererei ablegen. Die werden umdenken müssen. Ich bin aus einem anderen Holz geschnitzt als jene, die in der freiheitlichen Partei früher das Sagen hatten.

Eine ganz aktuelle Frage: Sie gelten als Serben-Freund. Dass Mladic nach Den Haag ausgeliefert wird, finden Sie das in Ordnung?

STRACHE: Ich kenne den Herrn Mladic nicht. Alle Vorwürfe, die im Raum stehen, müssen von einem internationalen Gericht lückenlos geklärt werden. Dass 8000 Menschen in Srebrenica ermordet worden sind, dass ein Völkermord passiert ist, ist eine unsagbare Tragödie und muss restlos aufgeklärt werden. Ich hoffe jedenfalls, dass Serbien bald ein Teil der EU ist.