Was halten Sie vom Schwenk der SPÖ bei der Wehrpflicht?

EDMUND ENTACHER: In die aktuelle Debatte will ich mich nicht einmischen. Das ist Sache der Politik, und wir sind im Wahlkampf.

Was halten Sie vom Berufsheer?

ENTACHER: Ich bin ein Anhänger unseres jetzigen Systems. In der Debatte wird leider schwarz-weiß gemalt: entweder Berufsheer oder Wehrpflicht. Niemand will sich damit befassen, dass wir bereits jetzt ein sehr schlaues System haben. Mit unseren drei Komponenten (Miliz, Grundwehrdiener, Berufssoldaten) können wir sehr flexibel unsere Auslandseinsätze durchführen. Damit sind wir in Europa weit vorn.

Einer Debatte übers Berufsheer verschließen Sie sich nicht?

ENTACHER: Überhaupt nicht, das wäre undemokratisch. Man sollte sich nur aller Konsequenzen eines Umstiegs bewusst sein.

Was ist, wenn sich in einer Volksbefragung die Mehrheit für ein Berufsheer ausspricht?

ENTACHER: Wenn es einen gesetzlichen Auftrag gibt, müssen wir alles umbauen, und zwar fundamental. In der Übergangsphase müssten wir sehr viel Geld in die Hand nehmen. Wir haben viel Personal, das wir dann nicht mehr brauchen. Man müsste einige Standorte auflassen und manche Kasernen radikal umbauen. Berufssoldaten kann man nicht in 20-Mann-Zimmern unterbringen.

Ein Berufsheer wäre budgetär nicht verkraftbar?

ENTACHER: Würde ich mit dem heutigen Budget ein Freiwilligenheer finanzieren, würde der ganze Katastrophenschutz einbrechen. Das ist nicht akzeptabel. Die Kosten liegen zwischen 3,1 und vier Milliarden. Wie das angesichts der angespannten Budgetlage machbar ist, weiß ich nicht. Außerdem müsste das gesamte Dienst- und Besoldungsrecht umgestellt werden. Ich habe Zweifel, ob der politische Wille dafür vorhanden ist.

Was spricht aus Ihrer Sicht für ein Berufsheer?

ENTACHER: Aus meiner Sicht nichts wirklich. Aber warten wir ab, was die neue Sicherheitsstrategie bringt. Diese ist im Entstehen und soll zu Weihnachten oder im Frühjahr da sein. Die Republik muss einmal sagen, was sie will. Wenn die Republik in eine andere Richtung geht, müssen wir das ordentlich herunterbrechen. Das ist kein Verzögerungsargument.

Sind Sie schon mit der Ausarbeitung von Optionen für eine Volksbefragung befasst worden?

ENTACHER: Ich gehe davon aus, dass wir demnächst so einen Auftrag bekommen. Es werden nicht Varianten des Freiwilligenheeres sein, sondern Varianten innerhalb der Wehrpflicht und eine Berufsheer-Variante.