Das Team Stronach, mit mehr als fünf Prozent in den Nationalrat gewählt, liegt laut Umfragen aktuell bei ein bis zwei Prozent. Ist es ein sinkendes Schiff?

KATHRIN NACHBAUR: Uns geht es immer besser. Wir sind ein solides, gutes und motiviertes Team, ehrlich und unabhängig.

Warum kommt das in den Umfragen nicht zum Ausdruck?

NACHBAUR: Ich kenne natürlich unsere Umfragewerte. Da ist auch noch ein langer Weg vor uns. Aber wir werden kontinuierlich arbeiten. Ich bin überzeugt, dass wir die richtigen Botschaften haben. Wir haben die Lösungsansätze, die Österreich braucht.

In der Öffentlichkeit kommt das Team Stronach sehr vielstimmig und sehr widersprüchlich daher.

NACHBAUR: Das ist bei allen Parteien so. Unsere Kernbotschaften sind klar: Die Wirtschaft ankurbeln, das Steuersystem vereinfachen, autonome Schulen und Arbeitsplätze schaffen.

Was ist denn der Grund für den aktuellen Wählerschwund? Weil Frank Stronach sich rarmacht?

NACHBAUR: Er ist nach wie vor unser Obmann. Der Wahlkampf war auf ihn allein ausgerichtet und Herr Stronach hat vor allem junge Männer angesprochen, weil er es mit nichts außer Ausbildung und Herz am rechten Fleck zu etwas gebracht hat. Er ist weiter präsent, wenn auch nicht im Tagesgeschäft. Ich spreche wohl eine andere Zielgruppe an.

Nächstes Jahr wählen vier Bundesländer. In Wien ist Ihnen die Spitzenfrau Jessi Lintl abhandengekommen, in Oberösterreich will Leo Steinbichler Spitzenkandidat sein, den Sie aber ablehnen. Sind das neue Zerfallserscheinungen?

NACHBAUR: Frau Lintl hatte von vornherein gesagt, sie wolle nur kurz Obfrau sein. Sei wollte nie für die Landtagswahl kandidieren. Mit Leo Steinbichler werden wir die Sache intern klären.

Haben Sie die Partei im Griff?

NACHBAUR: Ja. Wir sind eine zusammengewürfelte Truppe mit vielen Freigeistern, darauf bin ich auch stolz. Das ist durchaus inspirierend. Im Idealfall spricht man allerdings die Sachen intern durch, bevor man an die Öffentlichkeit geht. Das gelingt noch nicht ganz. Wir sind halt noch nicht so ein alteingesessener Parteiapparat, in dem man von Kindheit an diszipliniert und indoktriniert wird.

Einer Ihrer Freigeister hat jüngst gefordert, Stronach solle sich aus der Partei zurückziehen. War das so abgesprochen?

NACHBAUR: Nein. Georg Vetter hat auch nicht gesagt, er soll verschwinden, sondern gemeint, Frank Stronach sei ein guter Mensch, aber kein Politiker. Er wollte damit zum Ausdruck bringen, dass das Kind jetzt zum Laufen anfangen muss.

Ohne Papa Frank?

NACHBAUR: (lächelt) Der Papa soll stolz aufs Kind schauen und sich freuen, wenn es läuft.

Wie hat Stronach reagiert?

NACHBAUR: Er bindet den Leuten sicher keinen Maulkorb um.

Wird Ihre Partei noch lange Team Stronach heißen?

NACHBAUR: Wir haben lange darüber nachgedacht, auch bei einer großen Bundesdirektoriumskonferenz mit allen Länderorganisationen. Der Name wurde auch von Frank Stronach zur Disposition gestellt. Es ist ihm kein Anliegen, dass wir so heißen.

Und, was haben Sie vor?

NACHBAUR: Stronach steht für Wirtschaftskompetenz, eine neue Marke populär zu machen ist schwierig, dauert, kostet Geld. Derzeit haben wir uns entschieden, den Namen zu behalten.

Derzeit heißt befristet?

NACHBAUR: Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir uns vor den Wahlen 2015 umtaufen. Gerade in der Steiermark, die auch wählt, hat Stronach ein besonderes Standing. Sie liegt ihm auch sehr am Herzen. Dort wollen wir nächstes Jahr so viele Stimmen wie möglich erreichen.

Sie nennen kein Wahlziel?

NACHBAUR: Nein. Frank hat von zehn Prozent gesprochen.

Treten Sie überall an, vom Burgenland bis Oberösterreich?

NACHBAUR: Jetzt im September in Vorarlberg nicht. Entscheiden wird das der Bundesparteichef. Ich glaube, es wäre wichtig, überall Flagge zu zeigen, im Burgenland, in der Steiermark, in Oberösterreich und in Wien.

Entscheidet Stronach, weil er dafür Geld lockermachen muss?

NACHBAUR: Nein, aber das ist eine strategische Entscheidung des Parteiobmannes. Ich gehe davon aus, dass es von ihm keine weiteren Finanzen geben wird.

Wie viel Geld hat er bisher in das Team Stronach gesteckt?

NACHBAUR: 22 Millionen hat er uns bereits gespendet, neun weitere als Darlehen gewährt. Da wird er noch entscheiden, ob er es der Partei schenkt oder einer sozialen Organisation. Zurückzahlen mussten wir bisher keinen Euro.

Mit welchen Themen ziehen Sie in die Landtagswahlen?

NACHBAUR: Mit Landesthemen und unseren Kernthemen. Wir müssen auch Steuern senken für Firmen, die im Inland investieren und ihre Mitarbeiter beteiligen. Weniger Steuern heißt letztlich mehr Geld für den Staat, weil das Steueroptimum überschritten ist. Auch die Einkommenssteuern müssen sinken. Wenn man bei Bund und Ländern in der Verwaltung fünf Prozent einspart, werden jährlich sieben Milliarden frei. Da ist viel Speck drinnen. Der Staat muss sich umbauen, sonst wird er ein Pleitekandidat. Ich bin klar gegen Vermögenssteuern wie höhere Grundsteuer.

Falls es bald einmal Neuwahlen gibt: Wären Sie dann Spitzenkandidatin des Teams Stronach?

NACHBAUR: Das ist verfrüht. Wir müssten reden, wer der Beste ist.

Macht Ihnen Politik noch Spaß?

NACHBAUER: Es gibt Momente, wo ich mich frage, warum habe ich mit das angetan. Aber man muss immer Lust am Job haben, sonst macht man ihn nicht gut.