"D A N K E !!!!!!!!" - Die Botschaft von Heinz-Christian Strache an jeden einzelnen seiner 168.414 Fans. Knapp 10.000 Leuten gefällt dieses an Kürze kaum zu unterbietende Statement - innerhalb einer halben Stunde, wohlgemerkt. "Super HC! I woa scho immer a stolzer Stierer. Nur wos is mitm Rest los?", kommentiert ein offenbar stolzer Strache-Wähler aus dem Land, in dem die Blauen auf Platz eins rangieren. Im Vergleich zum letzten Wahlkampf im Jahr 2008 sind Facebook und Co. zu unverzichtbaren Kommunikations-Tools avanciert, mittlerweile sind über drei Millionen Österreicher auf Facebook registriert. Der Altersschnitt der "blauen Seite" liegt bei knapp 40 Jahren, im Social Web tummeln sich also nicht nur Jungwählergruppen. Conclusio: Auch die Großparteien konnten es nicht mehr leisten, auf diese Art der Wahlwerbung zu verzichten, auch wenn sie der Opposition und den Kleinparteien dabei eher hinterherstolpern. Dass aber am Wahltag mit Neos und FPÖ genau jene beiden Fraktionen Wahlsieger sind, die im Netz die wohl sauberste Arbeit leisten, wird auch so manchen Meinungsforscher überrascht haben.

Beitrag von HC Strache.

Auf Anhieb erreichten Strolz, Haselsteiner und Co. deutlich über vier Prozent der Stimmen und sind somit die erste Partei in der österreichischen Geschichte, die als Newcomer den Einzug ins Parlament schaffen. Überraschung? Nicht unbedingt. Branchenexperte Niko Alm und Co. legten in den sozialen Medien einen starken Auftritt der Neos hin, in der kurzen Zeit ihres Bestehens konnten die Nachfolger des Liberlen Forums satte 43.000 Fans auf Facebook um sich scharen. Noch vor einem Monat standen die Neos bei gut 20.000. Die einzige österreichische Partei, die auf Facebook mehr Fans vorzuweisen hat, ist das Team Stronach - und als Einzelperson eben HC Strache. Bekanntlich schaffte ja auch das Team Stronach aus dem Stand den Einzug.

Wahnsinn! Danke für die große Unterstützung! #NRW13 Jetzt Party in der #NEOSphäre

— Das Neue Österreich (@neos_eu) September 29, 2013

Die 5 Gründe, warum ich @neos_eu gewählt hab: Die Punkte „Bildung“ und „Europa“ im Parteiprogramm sowie @NikiScherak, @dieGamon & @NikoAlm.

— Stefan (@StefanHechl) September 29, 2013

Seitenwechsel. Der große Verlierer des Wahltags ist wohl die ÖVP - 23,8 Prozent sind eine ordentliche Watschn für Spindelegger und seine Partei im angeblichen Jahr der ÖVP. Symptomatisch dafür ist ein Youtube-Video auf dem offiziellen Channel der Schwarzen. Während vorhin erwähnte Strache-Danksagung auf Facebook in einer guten halben Stunde die 10.000er-Marke sprengt, schafft es "Michael Spindelegger hat gewählt" auf Youtube gerade einmal 400 Klicks. In sechs Stunden. Obwohl es auf Twitter und Facebook geteilt wurde. Zum Vergleich: Der etwas obskure Rap von Heinz-Christian Strache und dem FPÖ-Parlamentsklub wurde insgesamt über 600.000 Mal angesehen.

Sperrfrist als großes Thema

Auf Twitter regierte unterdessen die Diskussion um die Sperrfrist des Innenministeriums - will heißen, bevor nicht das letzte Wahllokal geschlossen hat, darf keiner ein Wort über das vorläufige Wahlergebnis verlieren. Auf ein Missachten besagter Sperrfrist standen Strafen von bis zu 50.000 Euro, was manche "Twitterer" allerdings nicht an einem Publizieren seiner Insider-Infos hinderte. Zudem postete eine Kärntner Abgeordnete das Ergebnis aus ihrem Wahlkreis.

So wie's aussieht leben totgesagte doch laenger als manche glaube-Strache (deutlich ueber 20%+knapp hinter OVP)

— EvaDichand (@EvaDichand) September 29, 2013

Twitter ging über

Angesichts der Tatsache, dass Twitter in Österreich vergleichsweise unbeliebt ist, gingen am Wahltag sensationell viele Meldungen über den Microblog raus. Kurz vor der ersten Hochrechnung wurde pro Minute 170 Mal mit Hashtag #nrw13 getwittert - absoluter Rekord. Zudem findet sich wohl kaum ein Österreicher auf Facebook, dessen Timeline nicht vor Wahl-Aufrufen und Statements zum Ergebnis strotzte. Auch Google zeigte sich optisch im Wahl-Anzug. FPÖ, Stronach und Neos haben diese Umstände genutzt, andere eben weniger. So muss(te) Wahlkampf 2013.