H err Strolz, die NEOS haben die notwendigen 2600 Unterschriften zusammen und kandidieren bei der Nationalratswahl. Weshalb glauben Sie so fest, die Vier-Prozent-Hürde zu schaffen?

MATTHIAS STROLZ: Das Sammeln der Unterschriften in absoluter Rekordzeit hat gezeigt, dass wir mobilisieren können. Wir haben mittlerweile in ganz Österreich 6000 Leute, die sich gemeldet haben, rund 2000 davon wollen aktiv mitarbeiten. Bis zum Wahltag werden wir rund 60.000 Haushalte besuchen, so unser Plan. Und zusätzlich haben wir in den sozialen Medien die beste Performance aller Parteien, das macht uns Hoffnung.

Digital ist gut und recht. Aber glauben Sie wirklich, trotz Stronach und Strache mit Anti-Rot-Schwarz-Wählern auf vier Prozent zu kommen?

STROLZ: Absolut, ja. Es gibt zwei Umfragen, nicht von uns in Auftrag gegeben, die uns drei Prozent geben. Wenn es weiter gelingt, unsere Bekanntheit zu steigern - und das ist harte Arbeit -, schaffen wir sicher den Einzug ins Parlament.

Aber was ist es, das die NEOS aus der Masse der Antikoalitionsparteien herausheben soll?

STROLZ: Wir sind ganz eindeutig das Sprachrohr für die nächste Generation. Keine andere Partei kümmert sich um die Zukunft der Jungen, weil sie alle die Hosen gestrichen voll haben vor dem Heer der Pensionisten. Daher fordern wir ganz radikal den Stopp mit der Pensionslüge. Und die Kürzung von Pensionsprivilegien, die wir Jungen zahlen sollen. Der zweite Schwerpunkt ist die völlig verfehlte Bildungspolitik der letzten Regierungen, wo Zukunftsraub begangen wird. Seit Jahren sammeln wir Migrantenkinder in Sonderschulen, statt ihre Talente zu heben - und keinen interessiert's. Nur zur Ergänzung: Im Jahr 2001 hat uns die Regierung ein neues Lehrer-Dienstrecht versprochen, dieser Tage verhandeln sie immer noch erfolglos.

Sie setzen also auf die Jungen, die Älteren lassen Sie links liegen?

STROLZ: Nein, auf unserem Weg nehmen wir jeden Opa, jede Oma mit, wenn sie fair und ehrlich auf die wahren Themen schauen. Wenn sie das tun, wissen sie, dass auch sie einen Beitrag leisten müssen, damit ihre Enkel eine Chance haben und nicht an unseren Schulden ersticken. Unser Ziel: Wir wollen Österreich enkelfit machen.

Wie würden Sie Ihre Partei einordnen im Schema rechts, links, liberal, bürgerlich?

STROLZ: Wir sind eine Zentrumspartei, die einzige klassische Zentrumsbewegung. Vor allen sind wir eine Bürgerbewegung von Menschen, die die Zuschauersessel der Politik verlassen und die Dinge selbst in die Hand nehmen wollen. Und wir sind überzeugt, wir können es besser als die, die derzeit agieren.

Sie sind derzeit Vollzeit-Wahlkämpfer. Was ermöglicht Ihnen das, Sie sind ja kein freigestellter Beamter?

STROLZ: Nein, ich habe in den letzten zwölf Jahren ein kleines Unternehmen im Bereich Organisationsentwicklung mit aufgebaut und geleitet. Diesen Job habe ich im Oktober des letzten Jahres aufgegeben, um mich ganz der Kandidatur zu widmen. Die kleine Aufwandsentschädigung, die ich erhalte, reicht zum Leben nicht aus. Um mit der Familie bis Oktober über die Runden zu kommen, habe ich zwei Kredite aufgenommen.

Das ist ein ziemliches Risiko. Wenn Sie es nicht schaffen, müssen Sie ab Oktober Kredite zurückzahlen und haben kein Mandat.

STROLZ: Ja. Aber ich folge da einer inneren Überzeugung. Meine Frau fragt mich zwar, ob das alles notwendig ist. Aber ich kann nicht, ich will nicht anders. Ich habe ihr gesagt, wenn du nicht in zehn Jahren einen zynischen alten Mann daheimsitzen haben willst, dann muss ich das machen, ich folge dem Ruf meines Herzens. Wir haben das ausgeredet und wir unterstützen einander. So kann es gehen.