Sie sind heute 75 Jahre alt geworden. Wird groß gefeiert?

HANNES ANDROSCH: Es wird gefeiert. Erstens kann man es nicht verhindern und zweitens gibt es überhaupt keinen Grund, das verhindern zu wollen.

In Ihrem Alter sind die meisten Österreicher schon 15 Jahre in Pension. Warum Sie nicht?

ANDROSCH: Das würde mir keinen Spaß machen. Im übrigen sagt schon eine Volksweisheit: Wer rastet, der rostet. Wenn ich Politik da oder dort noch beeinflussen kann, soll's mich freuen.

Unser Bankgeheimnis ist wieder ins Gerede gekommen. Wird sich Österreich dem EU-Informationsaustausch auf Dauer entziehen können?

ANDROSCH: Es geht dabei ja nicht um eine Art Datenschutz der Banken gegenüber inländischen Kunden. Bei den Ausländern schaut es anders aus, dürften sich deren Finanzämter zu Recht interessieren. Da kann es auch um Schwarzgeld aus kriminellen Ecken wie Drogenhandel oder Waffenhandel gehen. Was die Ausländer betrifft, wird sich Österreich den EU-Wünschen nicht verschließen können.

Bei uns läuft eine Diskussion an, auch Inländer müssten dann um Daten aus ihrer Privatsphäre zittern, weil der Staat nachschauen könne, für wen man spendet oder wo man Urlaub macht.

ANDROSCH: Das trifft meines Erachtens überhaupt nicht zu. Diese Art von Diskussion ist das Gegenteil dessen, was wir brauchen, nämlich Vertrauen zu sichern, von dem Banken leben.

Die Regierung hat den Finanzrahmen bis 2017 verabschiedet. Ist Österreich damit auf dem richtigen Weg aus der Neuverschuldung?

ANDROSCH: Für die Neuverschuldung ist es zu wenig, für die Zukunftsaufgaben reicht es nicht.

Passt sich Österreich Veränderungen zu langsam an?

ANDROSCH: Im ungeschützten Bereich ja, im geschützten Sektor haben wir beträchtliche Defizite. Die größten Defizite haben wir bei der Bildung, der Verwaltung oder in der Energiepolitik.

Sie fordern neuerdings eine Agenda 2025-2030. Was ist das?

ANDROSCH: Das ist eine lang, hier gar nicht aufzählbare Handlungsanleitung für viele Bereiche mit Perspektiven und Orientierung, die Wifo, IHS oder Rechnungshof schon lang fordern. Damit man aus den taktischen Spielchen herauskommt. Die Chinesen sagen, Taktieren ohne Strategie ist der Lärm vor der Niederlage. In Teilbereichen wie bei den Krankenkassen ist schon etwas gelungen. Es gibt ja Ansätze und erfreuliche Beispiele. Man muss aus der populistisch punktuellen, kurzsichtigen Politik herausfinden, die Strategie langfristig ausrichten.

Sie haben sich zuletzt bei einem Volksbegehren und einer Volksbefragung für Bildung und Pro-Bundesheer engagiert. Waren das leere Kilometer?

ANDROSCH: Bei der Bildung nicht. Das ist und bleibt ein Thema, die Mauern bröckeln, aber die Festung ist noch nicht gestürmt. Beim Bundesheer sind wir einmal mehr die Nachzügler, aber das Berufsheer wird kommen.