In ziemlich genau zwei Monaten werden die Karten im Parlament neu gemischt, die FPÖ geht mit einem spürbaren Umfrage-Vorsprung in die heiße Phase des Wahlkampfs. Mit 27 Prozent liegen die Freiheitlichen um rund fünf Prozentpunkte vor ÖVP und SPÖ, die beide 22 Prozent erreichen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage, die das Marktforschungsinstitut Spectra im Auftrag der Kleinen Zeitung und der anderen Bundesländerzeitung durchgeführt hat.

Spectra-Chef Stephan Duttenhöfer schließt nicht aus, dass der Wahlkampf noch auf einen Dreikampf um den ersten Platz zusteuert und ein knappes Ergebnis wie bei der EU-Wahl denkbar ist – die FPÖ lag am 9. Juni nicht einmal 30.000 Stimmen vor der ÖVP. „Ich glaube schon, dass noch etwas möglich ist“, so der Meinungsforscher. Allerdings würden die Umfragen seit Monaten die FPÖ vorne sehen, das spreche für eine verfestigte Stimmung. „Die FPÖ dürfte aller Voraussicht nach erstmals stimmenstärkste Partei bei einer Nationalratswahl in Österreich werden“, sagt Duttenhöfer.

„Ein brutal hoher Wert“

Dass die FPÖ wie bei der EU-Wahl am Ende unter den Umfragewerten zu liegen kommt, glaubt der Meinungsforscher nicht. „Ich rechne damit, dass die FPÖ stabil an den Umfragewerten bleibt – auch, weil bei dieser Wahl die Aktivierung der eigenen Anhänger leichter funktionieren wird.“ Insgesamt registriert Duttenhöfer ein überdurchschnittlich starkes Interesse an der Nationalratswahl. „95 Prozent der Befragten geben an, dass sie auf jeden Fall oder sehr wahrscheinlich an der Wahl teilnehmen wollen. Das ist schon ein brutal hoher Wert und ein Zeichen, dass es diesmal wirklich um etwas geht“.

Kampf um Platz zwei ist offen

Hinter der FPÖ liegen die Verfolger ÖVP und SPÖ gleichauf. „Wer von den beiden am Ende stärker ist, lässt sich jetzt noch nicht absehen“, sagt Duttenhöfer. Beide Parteien haben noch keine klaren Akzente im Wahlkampf gesetzt. „Es wird wohl entscheidend sein, wer besser aus der letzten Kurve auf die Zielgerade des Wahlkampfes kommt“, so Duttenhöfer.

Ohne FPÖ ist nur Dreierkoalition möglich

Was sich ebenfalls deutlich ablesen lässt: Die Regierungsbildung könnte sehr kompliziert werden – vor allem dann, wenn ÖVP und SPÖ ihre Ankündigungen wahrmachen, nicht mit der FPÖ zu koalieren. Geht man nach der Spectra-Umfrage, wäre dann nur ein Dreier-Bündnis möglich. Neos und Grüne liegen bei Spectra mit je neun Prozent Kopf an Kopf. Knapp dahinter allerdings folgt schon die Bierpartei von Dominik Wlazny alias Marco Pogo, die immerhin sechs Prozent erreicht.

„Ähnlich wie Sahra Wagenknecht“

„Natürlich liegt ein großer Teil der Attraktivität der Bierpartei einfach darin, dass sie neu ist“, sagt Duttenhöfer. Der Spectra-Chef sieht aber vor allem in der Kombination aus neuer Partei plus schillerndem Spitzenkandidat Potenzial. „Ich vergleiche die Bierpartei deshalb mit der neuen Bewegung von Sahra Wagenknecht in Deutschland – dieses Konzept hat Chancen“.

Noch offen, ob es die KPÖ schafft

Chancen, nach Jahrzehnten wieder in den Nationalrat einzuziehen, sieht Duttenhöfer auch bei der KPÖ. Momentan weist Spectra die KPÖ bei vier Prozent aus, exakt an der Hürde für den Sprung in den Nationalrat. „Das ist aber noch alles andere als abgesichert“, sagt Duttenhöfer.

Migration als wichtigstes Thema

Das Thema, das für die Wahlentscheidung in der Bevölkerung aktuell am wichtigsten ist, ist laut Spectra-Untersuchung die Frage von „Migration und Asyl“. 26 Prozent der Befragten haben diesen Bereich genannt. Knapp dahinter folgt das Thema „Steigende Preise/Inflation“ mit 24 Prozent .„Migration ist das wichtigste Thema, aber es ist nicht das Überthema“, sagt dazu Spectra-Chef Stephan Duttenhöfer. Ein solches habe sich bis jetzt nicht herauskristallisiert.

79 Prozent wählen Grün wegen Umweltthemen

Erwartungsgemäß ist die FPÖ die erste Anlaufstelle für all jene, die in der Frage der Migration das entscheidende Wahlthema sehen (62 Prozent der FPÖ-Wähler). Gleich 79 Prozent der Grün-Sympathisanten sehen in der Frage „Umwelt und Klimaschutz“ das für sie entscheidende Wahlthema. Bei den Neos-Wählern ist das Thema Bildung mit Abstand am wichtigsten.