Die Arbeiterkammer wählte am heutigen Dienstag Renate Anderl mit 95,4 Prozent neuerlich zur Präsidentin der Arbeitnehmer-Vertretung. Ihre Fraktion sozialdemokratischer Gewerkschafter erhielt beim Urnengang in diesem Jahr bundesweit 57,1 Prozent und war damit trotz Verlusten neuerlich stärkste Kraft. Gegenkandidaten bei der Hauptversammlung gibt es nicht.
In einem kurzen Statement sicherte sie weiteren Einsatz zu: Wo Arbeitnehmer benachteiligt würden, komme die Arbeiterkammer. Man werde auch weiter für Löhne kämpfen, mit denen man auch auskommen könne. Dabei warb sie auch um Zustimmung bei den anderen Fraktionen, indem sie erklärte, dass der alte gewerkschaftliche Spruch, wonach man nur gemeinsam stark sei, für sie noch immer gelte.
Als Erfolg nannte sie die Besteuerung von Übergewinnen der Energieversorger. Zumindest als kleinen Fortschritt wertete sie den Mietpreisdeckel, auch wenn er aus Anderls Sicht bei weitem nicht ausreichend ist. Mit der Home-Office-Regel wiederum habe man es geschafft, in der Hochphase der Corona-Pandemie viele Arbeitsplätze zu sichern.
Zu verteidigen hat Anderl ein Ergebnis von 89,1 Prozent, das sie 2019 erzielt hatte. Damals war die FSG freilich noch stärker, gingen doch diesmal drei Prozentpunkte verloren. Auch die Christgewerkschafter büßten als zweitstärkste Fraktion zwei Punkte ein und landeten bei knapp 17 Prozent. Größte Gewinner waren die Freiheitlichen, die von zehn auf gut zwölf Prozent zulegten.
Ehrengast bei der Hauptversammlung war Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der der Kammer das wohl erwartete Lob überbrachte: „Ein Österreich ohne Arbeiterkammer wäre ein ärmeres Österreich.“ Deren Vertreter setzten sich wie Löwinnen und Löwen für die Rechte der Arbeitnehmer sein: „Die Bilanz ist gut.“
Österreich habe über viele Jahrzehnte ein hohes Ausmaß an sozialem Frieden: „Das haben wir im Großen und Ganzen einer funktionierenden Sozialpartnerschaft zu verdanken.“
Die Regierung war bei der Hauptversammlung nicht anwesend. Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) als Vertreter der Aufsichtsbehörde hatte kurzfristig abgesagt.