Mit einem Knalleffekt präsentierte die Ex-Grünen-Chefin Madeleine Petrovic ihre „Liste Madeleine Petrovic“: Zu dritt krachten drei Frauen durch eine Plakatwand mit Grünen-Schriftzug, und zwar so stürmisch, dass die Plakatwand kurze Zeit später auf Mitstreiterin Mokina Henninger-Erber fiel.
Petrovic will mit ihrer eigenen Liste ihrer ehemaligen Partei ordentlich Konkurrenz machen und möchte mit einer eigenen Liste im Herbst bei der kommenden Nationalratswahl antreten. „Ich habe mir diesen Schritt lange überlegt, eine eigene Liste war unvermeidlich, vor allem nach der zunehmenden Entfremdung von den Grünen im Parlament“, erklärte die 67-Jährige im Rahmen einer Pressekonferenz. An ihrer Seite stehen Monika Henninger-Erber und Nora Summer, beide kommen aus der Anti-Impf-Initiative „Grüne gegen Impfpflicht & 2G“, mittlerweile „Grüner Verein für Grundrechte und Informationsfreiheit“.
Hinter den Grundwerten steht Petrovic immer noch, doch mit dem „Mainstream der Grünen Politik“ kann sie mittlerweile aber wenig anfangen. Weiters habe sie die „Erodierung“ der Grundrechte während der Pandemie gestört – mit ihrer neuen Liste will sie auch die Corona-Zeit aufarbeiten: „Es muss eine Versöhnung geben.“ Dafür müsse man aber die Vergangenheit thematisieren und auch Leute entschädigen, die aufgrund ihrer „wissenschaftlichen Meinung“ ihre Anstellung verloren hätten, vom Mediziner bis hin zum Journalisten.
Mitglieder werden genau geprüft
Themen auf die sich die „Liste Petrovic“ konzentrieren will sind Demokratie, Grund- und Freiheitsrechte, Existenzsicherung, Frieden, Neutralität, Natur-, Umwelt und Tierschutz. Weiters wird es drei Arten der Mitgliedschaft geben: eine Fördermitgliedschaft, die aktive Unterstützung sowie die Vollmitgliedschaft. Wobei man genau prüfen will, wer eine volle Mitgliedschaft erhält, denn einige Bewegungen seien in der Vergangenheit „zu schnell gewachsen“. Die neuen Mitglieder stammen zum großen Teil aus dem grünen Umfeld und dem Verein „Grüner Verein für Grundrechte und Informationsfreiheit“, so Henninger-Erber.
Die neue Liste zeigt sich offen für Gespräche mit Unterstützern aus allen politischen Lagern – auch mit den Freiheitlichen und deren Medien. Summer meinte dazu: „Die sollen auch einmal was Gescheites hören.“
Summer – von Brotberuf Stuntfrau und hatte „nie vor, in die Politik zu gehen“ – erklärt, dass sich die Liste für mehr Demokratie einsetzen will. „Jammern ist keine Lösung, wenn man etwas ändern will, muss man auch anpacken“, so Summer. Ihre Themen sind „Mut und Selbstwirksamkeit“ und sie möchte dazu anregen, kritische Fragen zu stellen und wünscht sich „mehr PartYzipation in der Politik – mit Y wie in Party.“
Für ein neutrales Österreich
In Sachen Krieg im Osten und Neutralität erklärte Petrovic kein „Patentrezept für den Frieden zu haben“, man verurteile aber den Angriffskrieg Russlands, unter anderem auch weil Petrovic Wurzeln in der Ukraine habe. Österreich sollte sich laut „Liste Petrovic“ als neutraler Vermittler anbieten und Friedensinitiativen unterstützen.
In Bezug auf die jüngsten Turbulenzen bei den Grünen rund um deren EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling sah Petrovic die Verantwortung nicht allein bei dieser, sondern auch mögliche Defizite bei der Partei- oder Klubspitze bei der Auswahl der Kandidatin.
Petrovic war von 1994 bis 1996 Grünen-Bundessprecherin und von 2002 bis 2015 Landessprecherin in Niederösterreich. In den vergangenen zwei Jahren war ihre Mitgliedschaft ruhend gestellt, rechtzeitig zur Gründung ihrer eigenen Liste ist sie aus der Partei ausgetreten.