Am Donnerstag kommt es zu einem raren Wiedersehen. Im Prozess gegen Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz und dessen langjährigen Kabinettschef Bernhard Bonelli wegen des Verdachts der Falschaussage vor dem Untersuchungsausschuss wird mit Gernot Blümel ein langjähriger Wegbegleiter der beiden Angeklagten zum Thema Postenvergabe unter der ÖVP-FPÖ-Koalition befragt. Obwohl vom ehemaligen Kanzleramtsminister (für Kultur und Medien) unter Türkis-Blau sowie Finanzminister unter Türkis-Grün vor Gericht wenig Neues und mit Sicherheit keine „Bombe“ zu erwarten ist, ruft der Auftritt Blümels in Erinnerung, dass sich der Abschied von der politischen Bühne auch konsequent und vor allem geräuschlos durchziehen lässt – und damit deutlich anders, als es Kurz oder etwa Ex-Agrarministerin Elisabeth Köstinger, dessen zweite langjährige Vertraute, handhaben.
Thomas Schmid, der ehemalige Vorstand der Staatsholding Öbag und zentraler Belastungszeuge der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft im Verfahren gegen Kurz und Co, hatte angegeben, Blümel sei erster Ansprechpartner für die Öbag gewesen. In einer Chat-Nachricht Blümels an Schmid hieß es: „Keine Sorge, du bist Familie.“ Die Formulierung hat es bereits in den Zitatenschatz der Zweiten Republik geschafft. Blümel habe damit sagen wollen, „Thomas, du bist einer von uns“, interpretierte Schmid dies vor Gericht. Zu diesem habe er, Schmid, während der türkis-blauen Regierungszeit das „engste Verhältnis“ gehabt. Heute gebe es keinen Kontakt mehr.
Hipper Konservativer in Slimfit-Ästhetik
Auch aus der medialen Öffentlichkeit ist Blümel seit seinem Rücktritt Ende 2021 verschwunden. Damals führten Ermittlungen und Hausdurchsuchungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft zum Rücktritt des türkisen Führungskreises rund um Kurz. Schon Blümels rasanter Aufstieg erfolgte in dessen Windschatten. Oberflächlich betrachtet, könnte man zum Schluss kommen: Der größte Unterschied zwischen den beiden sei der Altersunterschied. Blümel, 1981 in Wien geboren und in Niederösterreich aufgewachsen, ist der um fünf Jahre Ältere. Beide nutzten für ihren Aufstieg die Startrampe der Jungen Volkspartei und pflegten einen hippen Konservativismus in Slimfit-Ästhetik.
Während der kurzen, aber ereignisreichen Karriere war Kurz stets die Nummer eins und Blümel, der sein Philosophiestudium abschloss und einen Lehrgang an der WU Wien nachschoss, dessen rechte Hand. Auch gegen den notorischen Hang zur Überinszenierung war der Vertrauensmann nicht immun. In Erinnerung geblieben sind: ein Foto, das ihn balancierend auf einem Übungsgerät zeigte – mit einem Band des römischen Dichters Ovid in der Hand; ein Auftritt in türkisen Socken im Parlament; eine vergessene Null im Budget; und eine provokante Erinnerungsschwäche im Ibiza-Untersuchungsausschuss.
Ermittlungen wurden ergebnislos eingestellt
Die zum Skandal aufgeblasene Geschichte vom Laptop, der während einer Hausdurchsuchung an Blümels Privatadresse im Kinderwagen spazieren geführt wurde, erwies sich dagegen als „Fake News“. Wie überhaupt die Ermittlungen gegen Blümel in Zusammenhang mit der Novomatic-Affäre nach zweieinhalb Jahren im Herbst 2023 ergebnislos eingestellt wurden.
Seine mediale Präsenz hat Blümel, der mittlerweile Vater zweier kleiner Kinder ist, gegen null reduziert. Mit Kurz ist er jedoch weiterhin verbunden. Die beiden teilen sich ein Büro am Wiener Parkring. Ebenfalls mit dabei sind dort Bonelli und Köstinger.