Die Themen, die in der Öffentlichkeit am hitzigsten und häufigsten diskutiert werden, sind nicht zwingend diejenigen, die aus Sicht der Betroffenen auch die richtigen sind. Das machte eine hochkarätige Runde von Wirtschaftsmanagern deutlich, die anlässlich des dritten CEO-Lunch der Kleinen Zeitung über den Standort Österreich diskutierten. Auf Einladung von Geschäftsführer Thomas Spann und Chefredakteur Hubert Patterer waren in der Wiener Niederlassung am Lobkowitzplatz mit dabei: Gerhard Starsich (Generaldirektor der Münze Österreich), Sonja Steßl (Vorstand Wiener Städtische Versicherung), Daniel Jelitzka (Eigentümer JP Immobilien), Hannes Hecher (Geschäftsführer Schiebel Elektronische Geräte), Stephanie Ernst ( Geschäftsführerin Rainer Gruppe), Johannes Kopf (CEO Arbeitsmarktservice), Peter Koren (Stv. CEO Industriellenvereinigung), Christoph Monschein (General Manager Edenred), Bernhard Mechtler (Senior Partner KPMG Austria), Cedric Boehm (Geschäftsführer Nestlé Austria) und Christian Scherer (Geschäftsführer Österreichischer Skiverband). Für das leibliche Wohl sorgten der Kärntner Spitzenkoch Hubert Wallner und der südsteirische Winzer Armin Tement aus Ehrenhausen.

Lohnverhandlungen als Risikofaktor

Als Schweizer Spitzenmanager in Österreich attestiert Boehm seinem Gastland ein grundsätzlich hohes Niveau, warnt aber auch vor Fehlentwicklungen: Die Lohnsteigerungen in Zeiten hoher Inflation droht, die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts zu gefährden – eine Befürchtung, die auch Münze-Österreich-Chef Starsich mit Blick auf die Metallbranche und einem Verweis auf die deutlich niedrigeren Lohnabschlüsse in Deutschland teilt.

Noch größere Sorgen bereitet Nestlé-Geschäftsführer allerdings, dass inmitten so vieler gleichzeitiger Krisen – von den Kriegen in Nahost und der Ukraine bis hin zum Klimawandel – der wirklich große „Gamechanger“ übersehen bzw. ignoriert wird: „Die große Krise, von der keiner redet, ist die Demografie, ist rasante Überalterung der Gesellschaft“, so Boehm mit einer impliziten Kritik am öffentlichen Diskurs von Medien und Politik. Sein Schluss: „Wir brauchen eine gesteuerte qualifizierte Zuwanderung.“

Arbeitszeit erhöhen, aber nicht per Kopf

Die Arbeitszeit erhöhen, fordert in diesem Zusammenhang der New-Work-Experte Monschein, allerdings nicht pro Kopf gerechnet, zumal, wie AMS-Vorstand Kopf betont, die Jungen nicht länger in einer 40-Stunden-Woche ihr Berufsleben fristen wollen“, sondern auf die gesamte Volkswirtschaft umgelegt. Es gehe darum, das Arbeitskräftepotenzial besser auszuschöpfen und „mehr Menschen in Bezahlung zu bringen“, so Monschein. In diesem Sinne plädiert auch Stephanie Ernst (Rainer Gruppe) für mehr Unterstützung der Politik, damit Unternehmen ihre Mitarbeiter auch über die Pensionsgrenze hinaus beschäftigen können.

Dass Spitzenerfolge nicht ohne Spitzenleistung möglich sind, ruft denn auch KPMG-Partner Mechtler allen Verantwortlichen in Erinnerung. Er kritisiert ein überbordendes Anspruchsdenken vieler Jungen, das von manchen Akteuren noch offensiv gefördert werde, etwa wenn schon zur Wochenmitte im ORF-Radio der Countdown für das kommende Wochenende eingeläutet werde.