Brexit-Nacht in der südenglischen Studentenstadt Canterbury: Die Bars, Clubs und Pubs sind hart an der Belastungsgrenze mit jungen Leuten gefüllt, bloß der Countdown auf den Fernsehmonitoren weist darauf hin, dass auf etwas gewartet wird.

Etwas - den Brexit. Die Studenten lässt der historische Augenblick völlig kalt, schließlich ist Wochenende und damit Zeit zum Feiern. Am Butter Market beim Haupteingang zur riesigen Kathedrale haben sich kurz vor 23 Uhr britischer Zeit (Mitternacht in weiten Teilen der EU) dann doch einige Menschen eingefunden, die sich mit dem Ausstieg aus der EU nicht anfreunden wollen. Sie schwenken Fahnen und singen die Europahymne. Es sind fast zur Gänze ältere Personen, so mancher eigens mit dem Taxi angereist.

Das vorbeimarschierende Partyvolk wundert sich über den kleinen Aufmarsch - ach ja, Brexit! Einige von ihnen, vom Alkohol beflügelt, beginnen zu pöbeln, einer hat ein Zierkissen mit der britischen Flagge in der Hand. Ums Haar kommt es zu Handgreiflichkeiten, die durch Einschreiten beherzter Demo-Teilnehmer abgewendet werden können. Sie sprechen auch ein paar junge Burschen an, die mit ihren Handys filmen und sich über die EU-Trauernden lustig machen - und schließlich sogar Einsehen zeigen.

Schlag 23 Uhr löst sich die Remainer-Gruppe wieder auf, über den Dächern der Altstadt geht ein Feuerwerk los. Der Platz leert sich, nur die Party-People, die im Sprühregen von Lokal zu Lokal eilen prägen das Bild. Es ist halt, wie es ist - who cares?