Ginge es nach den unter 25jährigen, hätte Alexander Van der Bellen bei den Wahlen am 4. Dezember die Nase vorne. Er gilt als sympathisch, glaubwürdig und zuverlässig. Norbert Hofer hingegen wird als deutlich moderner wahrgenommen, er punktet mit jugendlichem Charme und Durchsetzungsfähigkeit. Aber so richtig überzeugen kann keiner der beiden Kandidaten. Das ergab eine repräsentative Jungwähler-Umfrage  des Instituts für Jugendkulturforschung.

Richtig gerne werden die Jungen nicht zur Wiederholung der Stichwahl am 4. Dezember gehen. Nicht nur, weil lediglich ein Drittel von ihnen der Ansicht ist, dass es richtig war, diese Wahl zu wiederholen. Auch mit den beiden Kandidaten kann ein wesentlicher Teil der 16- bis 24jährigen Jungwähler kaum etwas anfangen.

So sagt rund die Hälfte der Befragten, dass sie keinem der beiden Kandidaten gerne zuhört. 44 Prozent sind der Meinung, keiner der beiden wäre ehrlich. Und 42 Prozent halten weder Alexander Van der Bellen noch Norbert Hofer für eine Führungspersönlichkeit.

Dennoch hat Alexander Van der Bellen, zumindest bei den Jungen, gegenwärtig die besseren Chancen auf das höchste Amt im Staat. 56 Prozent, darunter überdurchschnittlich viele Frauen, Befragte mit Matura oder Universitätsabschluss und Migrationshintergrund, geben an, Alexander van der Bellen ihre Stimme geben zu wollen. 44 Prozent würden Norbert Hofer wählen.

Worin liegen nun die Stärken und Schwächen der beiden Kandidaten aus Sicht der Jungwähler?

Glaubwürdiger

Alexander Van der Bellen gilt als der zuverlässigere, glaubwürdigere und alles in allem sympathischere Kandidat. Nicht zuletzt deshalb ging es bei der TV-Debatte Donnerstag Abend auch mit Blick auf ältere Wählere darum, "die Zuschauer im Bauch zu erreichen und die Glaubwürdigkeit Van der Bellens zu erschüttern", analysiert Meinungforscher Wolfgang Bachmayer.

Rund die Hälfte der befragten Jugendlichen gesteht Alexander Van der Bellen Glaubwürdigkeit zu (Hofer: 21 Prozent), 43 Prozent finden ihn zuverlässig (Hofer: 17 Prozent), 47 Prozent sympathisch (Hofer: 22 Prozent). Alexander Van der Bellen verkörpert also jene Eigenschaften, die bislang an Bundespräsidenten geschätzt wurden.

Emotionaler

Was spricht für Norbert Hofer? Kurz gesagt: Er ist der charismatischere Kandidat, derjenige, der es besser versteht, sich im Spektakel eines zunehmend ästhetisierten politischen Umfelds zu positionieren, in dem große öffentlichkeitswirksame Gesten und der geschickte Einsatz von emotional aufgeladenen Symboliken wichtiger ist als der routiniert vorgetragene Appell an Ruhe, Mäßigung und Besonnenheit. Norbert Hofer kommt dabei sein forsches Auftreten zu Gute. In Hinblick auf die aggressive Grundstimmung bei der TV-Debatte sprach Politologe Peter Filzmaier davon, dass Hofer zuletzt "nicht mit dem Florett, sondernmit der Panzerfaust agiert" habe.

38 Prozent der Jugendlichen finden, dass Hofer einen jugendlichen Eindruck macht (Van der Bellen: 10 Prozent) und modern wirkt (Hofer: 37 Prozent, Van der Bellen: 17 Prozent). Diese Vitalität lässt ihn auch durchsetzungsfähiger (Hofer: 41 Prozent, Van der Bellen: 28 Prozent) erscheinen als den arrivierten Van der Bellen.

"Staatstragend" wird irrelevant

Offensichtlich treten jene Kriterien, an denen die Qualifikation von Politikern bis jetzt festgemacht wurden, bei den Wählern zunehmend in den Hintergrund. Gerade das Staatstragende, die hervorstechende Eigenschaft des idealtypischen Bundespräsidenten, ist heute nur mehr für einen Teil der Wählerschaft von Bedeutung: für die Etablierten, die mit dem Status Quo gut leben können. Für die Jungen, die das Bestehende mit Unbehagen betrachten, ist derjenige, der verspricht, dass sich alles ändern wird, eine genauso interessante Alternative