Als Reaktion auf Israels Vorgehen im Westjordanland und die andauernden Angriffe im Gazastreifen hat die militante Palästinenser-Organisation Hamas arabischen Medien zufolge zu einer Wiederaufnahme von Selbstmordanschlägen aufgerufen. Hamas-Führer Khaled Mashaal forderte dem arabischen Sender Sky News Arabia zufolge bei einer Konferenz in der türkischen Millionenstadt Istanbul am Mittwochabend, eine „Rückkehr der Selbstmordoperationen„. Die aktuelle Situation verlange einen „offenen Konflikt“, so Mashaal. Er rief die Anhänger der Hamas dazu auf, „sich an mehreren Fronten am tatsächlichen Widerstand gegen das zionistische Gebilde (Israel) zu beteiligen.“

Die Vereinten Nationen kritisieren die Härte des groß angelegten Militäreinsatzes Israels im nördlichen Westjordanland. Die Menschen in der besetzten Region seien „zunehmend tödlichen Kriegstaktiken ausgesetzt, die die internationalen Standards für die Strafverfolgung zu überschreiten scheinen“, sagte der Sprecher von UNO-Generalsekretär António Guterres, Stéphane Dujarric, in New York unter Verweis auf das UNO-Nothilfebüro OCHA. Tödliche Gewalt und Schusswaffen dürften von Sicherheitskräften nur als letztes Mittel bei unmittelbarer Todesgefahr oder schwerer Verletzung eingesetzt werden.

Große Militäraktion im Westjordanland

Israel hatte am Mittwoch eine großangelegte Militäraktion im nördlichen Westjordanland begonnen. Ein israelischer Armeesprecher begründete das Vorgehen, bei dem nach palästinensischen Angaben allein am Mittwoch elf Menschen getötet wurden, mit der deutlich gestiegenen Anzahl von Anschlägen auf Israelis. Zugleich hat auch die Gewalt extremistischer israelischer Siedler im besetzten Westjordanland zugenommen.

Die Lage im Westjordanland hat sich seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 deutlich verschärft. Seitdem wurden bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder eigenen Anschlägen nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Westjordanland 635 Palästinenser getötet.

Israel hatte das Westjordanland, den Gazastreifen und Ost-Jerusalem im Sechstagekrieg von 1967 erobert und besetzt. 2005 räumte Israel zwar den Gazastreifen, kontrollierte aber weiter die Grenzen zu Land, Luft und im Wasser. Die Palästinenser beanspruchen diese Gebiete für einen eigenen Staat.