Bei einem russischen Angriff im Osten der Ukraine sind ukrainischen Angaben zufolge mindestens 51 Menschen getötet worden.

Raketen auf Zivilisten

Der Raketenangriff auf einen "gewöhnlichen Lebensmittelladen" und ein daran anschließendes Café in dem Dorf Hrosa nahe der Stadt Kupjansk in der Region Charkiw sei ein "demonstrativ grausamen russischen Verbrechen", erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Donnerstag in Online-Netzwerken. Der Angriff sei in der Nähe der Frontlinie erfolgt.

Der ukrainische Innenministers Ihor Klymenko sagte Medien zufolge, dass sich zum Zeitpunkt des Angriffs so viele Menschen vor Ort aufgehalten hätten, weil sie in dem Café an einer Trauerfeier für einen verstorbenen Mitbürger teilgenommen hätten. In dem kleinen Ort mit seinen rund 330 Bewohnern sei von dem verheerenden russischen Beschuss wohl jede Familie betroffen, fügte er demnach hinzu.

Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft veröffentlichte Fotos und ein Video, die Trümmerberge und reglos am Boden liegende Menschen zeigen. Selenskyj gab die Zahl der Toten zunächst mit 48 an, der örtliche Gouverneur Oleg Sinegubow meldete am Abend mindestens 51 gestorbene Menschen. Unter ihnen sei auch ein sechs Jahre altes Mädchen.

"Weiterer düsterer Meilenstein"

UNO-Generalsekretär António Guterres verurteilte den Angriff "auf Schärfste". Angriffe "auf Zivilisten und zivile Infrastruktur sind nach dem humanitären Völkerrecht verboten und müssen sofort eingestellt werden", forderte Guterres über seinen Sprecher am Donnerstag. Er sprach den Angehörigen der Toten und Verletzten sein Beileid aus. Sprecher Stephane Dujarric ließ dabei keinen Zweifel daran, dass die UNO-Vertreter vor Ort Russland als verantwortlich für den Angriff sehen.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sprach von einem "weiteren düsteren Meilenstein". Es handle sich um einen abscheulichen Angriff auf unschuldige Zivilisten. Vorsätzliche Attacken auf Zivilisten seien Kriegsverbrechen. Das österreichische Außenministerium verurteilte den Angriff ebenfalls und sprach von einer "eklatanten Verletzung des humanitären Völkerrechts". Es dürfe keine Straffreiheit geben, so das Ministerium via X (Twitter).

Region im Herbst befreit

Die betroffene Region rund um die Stadt Kupjansk hatte die Ukraine im vergangenen Herbst bei ihrer Offensive im Nordosten des Landes aus russischer Besatzung befreit. Damals gelang es dem ukrainischen Militär auch, den Fluss Oskil zu überqueren und teilweise bis in das benachbarte Gebiet Luhansk vorzudringen.

Inzwischen haben in der Region allerdings wieder die russischen Streitkräfte die Initiative erlangt. Seit Wochen toben wieder erbitterte Kämpfe im Osten der Region Charkiw.

Vor dem Beginn des russischen Angriffskrieges im Februar 2022 wohnten in Hrosa rund 500 Menschen.