Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat vor dem Jahrestag des russischen Kriegsbeginns am 24. Februar vor einer Zunahme der Angriffe gewarnt. Im Osten hätten die Russen das Ziel, zu dem Datum Errungenschaften vorzuweisen, sagte Selenskyj in seiner täglichen Videobotschaft. "Die Situation wird immer härter", sagte er und lobte den Widerstand der Streitkräfte. Bei einem Raketeneinschlag in Kramatorsk gab es drei Tote und 20 Verletzte.

"Acht Wohnhäuser wurden beschädigt, eines davon wurde vollständig zerstört", schieb die Polizei auf Facebook. "Möglicherweise befinden sich noch Menschen unter den Trümmern." Der Gouverneur der Region, Pawlo Kyrylenko, veröffentlichte auf Telegram ein Bild, das ein vierstöckiges Gebäude zeigt, das stark beschädigt wurde. "Rettungskräfte, Strafverfolgungsbehörden und Versorgungsunternehmen arbeiten vor Ort, um die Trümmer des zerstörten Gebäudes zu durchsuchen", schrieb er zu dem Foto. Der ukrainische Sender "Radio Free Europe" veröffentlichte einen kurzen Videoclip, der Rettungskräfte bei der Arbeit unter Flutlicht zeigt, während Schnee auf die Trümmer fällt.

Die Ukraine wirft den russischen Streitkräften vor, wahllos zivile Infrastruktur zu beschießen, was die Regierung in Moskau zurückweist. "Dies ist keine Wiederholung der Vergangenheit, sondern die tägliche Realität unseres Landes – ein Land mit dem absoluten Bösen an seinen Grenzen", postete Selenskyj auf Telegram. "Der einzige Weg, den russischen Terrorismus zu stoppen, ist, ihn zu besiegen. Mit Panzern. Kampfjets. Langstreckenraketen."

Kampf gegen Korruption

In seiner Videobotschaft informierte Selenskyj vor einem EU-Ukraine-Gipfel am kommenden Freitag über "Erfolge" der Arbeit ukrainischer Strafverfolgungsbehörden. So flog etwa eine Polizeiabteilung auf, die einen Prostituiertenring gedeckt haben soll. Es habe Gewalt gegen Mädchen gegeben, sagte Selenskyj. Es gebe erste Festnahmen. Die Beamten sollen Behörden zufolge monatlich eine Million Euro "Schutzgeld" kassiert haben.

Selenskyj hatte zuletzt angekündigt, gegen Korruption, Amtsmissbrauch und anderes kriminelles Verhalten im Staatsdienst durchzugreifen. Er sagte, dass führende Kräfte des Zolldienstes entlassen seien. Zudem hätten der Geheimdienst SBU, Ermittler und Staatsanwälte Dutzende Razzien in verschiedenen Regionen im Land durchgezogen, um Beweise für Strafverfahren zu sammeln. "Gerechtigkeit wird hergestellt."

Krimineller Machtmissbrauch

Auch die EU-Kommission fordert weitere Anstrengungen im Kampf gegen kriminellen Machtmissbrauch. Vor der Präsidentenwahl im kommenden Jahr dürfte Selenskyj den Schaden für sich begrenzen wollen, weil nach fast vier Jahren an der Macht aus Sicht vieler Wähler immer noch zu wenig auf diesem Feld passiert ist.

Selenskyj informierte in seiner Botschaft außerdem über den Besuch des österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen in Kiew. Zwar liefere Österreich, das als neutrales Land nicht NATO-Mitglied sei, keine Waffen an die Ukraine. Trotzdem helfe das EU-Land im Kampf gegen den russischen Terror, lobte Selenskyj.