"Ich hoffe, dass sich die Vernunft durchsetzen wird": Schon in den vergangenen Wochen bezog Arnold Schwarzenegger, Ex-Gouverneur von Kalifornien, Filmstar, Bodybuilding-Champion und Unternehmer, Stellung, als es um Wladimir Putins Angriffskrieg auf die Ukraine ging.
Nun hat sich der Hollywood-Star in einer Videobotschaft direkt an das russische Volk gewandt und dieses zur Verbreitung der Wahrheit über den Angriffskrieg in Russland aufgerufen. "Ich bitte Sie, mir zu helfen, die Wahrheit zu verbreiten. Lasst eure russischen Mitbürger von der humanitären Katastrophe in der Ukraine wissen", sagte der 74-Jährige in dem gut neunminütigen Clip, der am Donnerstag in sozialen Medien wie Twitter verbreitet wurde.
"Wahrheit sagen lassen"
"Ich habe großen Respekt für das russische Volk. Deshalb hoffe ich, dass Sie mich die Wahrheit über den Krieg in der Ukraine und was dort passiert, sagen lassen", so Schwarzenegger. Mit mehreren persönlichen Bezügen bemühte sich der frühere kalifornische Gouverneur um Sympathie und Authentizität. So erzählte er, wie ihn der russische Weltmeister im Gewichtheben, Juri Wlassow, beim Bodybuilding inspiriert hatte.
Wlassow sei der erste Mann gewesen, der 200 Kilogramm gehoben habe. Bei einem Auftritt in Wien sei er ihm begegnet und habe ihm die Hand geschüttelt. "Ich stand vor dem stärksten Mann der Welt und konnte es nicht glauben", sagte der frühere "Mister Universum". Ende der 1980er-Jahre habe er Wlassow dann erneut in Moskau getroffen, als er den Film "Red Heat" drehte. Wlassow habe ihm bei dem Treffen eine blaue Kaffeetasse geschenkt, "und ich trinke immer noch jeden Morgen daraus".
Schwarzenegger berichtete, dass er als junger Mann vor einem Foto Wlassows trainierte und dieses nicht entfernt habe, als ihn sein Vater darum ersuchte. "Er mochte die Russen nicht wegen seiner Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg", so Schwarzenegger über seinen Vater, der für die deutsche Wehrmacht bei Leningrad gekämpft hatte. "Als mein Vater nach Leningrad kam, war er auch ganz aufgestachelt von den Lügen seiner Regierung. Als er Leningrad verließ, war er gebrochen, körperlich und geistig." Er habe sein Leben lang unter Schmerzen gelitten, auch "von der Schuld, die er fühlte".
"Den russischen Soldaten, die sich diese Sendung anschauen: Ihr wisst schon viel von der Wahrheit, von der ich gesprochen habe. Ihr habt sie mit eigenen Augen gesehen. Ich will nicht, dass ihr ein gebrochenes Leben haben werdet wie mein Vater", sagte Schwarzenegger. "Das ist kein Krieg zur Verteidigung Russlands, den eure Großväter und Urgroßväter gekämpft hatten. Das ist ein illegaler Krieg. Euer Leben, eure Gliedmaßen, eure Zukunft wird geopfert für einen sinnlosen Krieg, der von der ganzen Welt verurteilt wurde."
Schwarzenegger zeigte Verständnis für den Abwehrreflex in Russland, wenn es um ausländische Kritik geht. "Niemand hört gerne etwas Kritisches über seine Regierung." Doch sei er heute genauso besorgt wie nach dem Sturm auf das Kapitol am 6. Jänner 2021, als er ebenfalls öffentlich dagegen Stellung bezogen habe.
Blanke Lüge von "Denazifierung"
"Es gibt Dinge, die so falsch sind, dass wir das Wort erheben müssen", betonte Schwarzenegger, der in dem Video unter anderem mit den Propagandalügen aufräumte, dass es bei der Aggression um eine Operation zur "Denazifierung" der Ukraine gehe und diese den Krieg begonnen habe. "Die Leute an der Macht im Kreml haben diesen Krieg begonnen." Untermalt mit Bildern der Zerstörungen ziviler Ziele in der Ukraine unterstrich Schwarzenegger, dass elf Millionen Russen familiäre Verbindungen ins Nachbarland hätten. "Mit jedem Schuss, den ihr abgebt, schießt ihr auf einen Bruder oder eine Schwester", sagte er an die russischen Soldaten gerichtet.
Schwarzenegger würdigte auch jene Russen, die gegen den Krieg protestieren. Die Welt habe deren "Tapferkeit" gesehen. "Ihr seid meine neuen Helden. Ihr habt die Stärke von Wlassow, ihr hab das wahre russische Herz", sagte der Hollywood-Star, der sich zum Schluss auch direkt an Kreml-Chef Wladimir Putin wandte. Zu ihm sage er: "Sie haben diesen Krieg begonnen, Sie führen diesen Krieg. Sie können diesen Krieg beenden."