Die Explosionen im Gazastreifen sind der Schlussakkord des zweiten Libanonkriegs, der vor zweieinhalb Jahren begann. Dies liegt nicht bloß daran, dass Israel und die Hamas versuchen, die Lehren aus der damaligen Konfrontation zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz zu ziehen und die Traumata von damals zu überwinden. Der Krieg im Süden ist der Lackmustest der israelischen Abschreckungsstrategie. Er wird entscheiden, ob dieser für beide Kriege grundlegende Gedanke erfolgreich oder zum Scheitern verurteilt ist.

Vor zweieinhalb Jahren entführte die Hisbollah zwei Soldaten aus israelischem Staatsgebiet und beschoss das Land 34 Tage lang mit Raketen. Sie glaubte, Israels Führung und Gesellschaft seien schwach und erpressbar. Der Hisbollah gelang damals im Krieg nicht nur den israelischen Ansturm zu überleben, sondern wenige Monate später auch den Libanon in ihre Gewalt zu bringen. So glaubte die Hamas-Führung nun, ähnlich handeln zu müssen. Neidisch sah man in Gaza, wie Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah sich als Sieger präsentierte.

Doch die Hamas dachte nicht bis zum Schluss. Sie übersah den horrenden Preis, den der Libanon und seine Bürger für die Abenteuer der Hisbollah gezahlt hatten. Nasrallah, der aus Angst vor israelischer Vergeltung immer noch im Bunkern lebt, hat hingegen nicht vergessen. Seit Tagen hetzt er die Massen gegen die pragmatischen Führer der arabischen Welt, nennt andere Staatsoberhäupter Verräter, weil sie nicht an Seite der Hamas gegen Israel in den Krieg ziehen.

Nun ist seine Stunde der Bewährung gekommen. Seine Miliz verfügt über mehr als 40.000 Raketen. Nasrallah könnte sie über die Köpfe der UNIFIL-Truppe hinweg auf Israel schießen, um mit der Eröffnung einer zweiten Front den Palästinensern zu Hilfe zu kommen. Doch bislang bleibt es an Israels Nordgrenze ruhig.

Dieser Umstand ist Beweis, dass Israel mit seinem Krieg im Libanon nicht nur Recht hatte, sondern ihn auch gewann. Die neue "Strategie" der Islamisten, mit Raketenterror Israel in die Knie zu zwingen, wäre gescheitert, weil Israel ein politisch-militärisches Gegenmittel gefunden hätte: die unverhältnismäßige Abschreckung.

Sollte bei der Hisbollah der Groschen gefallen sein, dass ein Angriff auf Israel sich nicht lohnt, wird die ungleich schwächere Hamas das bald auch erkennen. Die Ruhe in Israels Norden verheißt Nasrallah Schlechtes, der Operation in Gaza hingegen Gutes. Sie bedeutet, dass auch Terroristen abgeschreckt werden können.