Israels Premier Ehud Olmert kann es drehen und wenden, wie er will. Er kann versuchen, zu erklären und die Hisbollah beschuldigen. Aber das schreckliche Faktum bleibt: Beim bisher folgenschwersten Angriff in diesem Krieg starben Dutzende Kinder und deren Mütter im israelischen Bombenhagel.

Feldzug. Die Israelis beteuern, sie hätten schon vor Beginn des Feldzuges im Libanon und auch in den letzten Tagen die Zivilbevölkerung immer wieder gewarnt, in den Dörfern auszuharren. Denn man werde ohne Rücksicht gegen die Schiiten-Miliz vorgehen. Das ist richtig. Aber nicht alle, die weg wollten, konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Die Israelis behaupten auch, ihre Luftaufklärung hätte seit einiger Zeit keine Zivilisten mehr in dem Haus in Kana bemerkt. Vermutlich seien die Frauen und Kinder tagelang ruhig im Keller gesessen und nur kurz bei Nacht ins Freie gekommen. Das kann stimmen.

Zerstörung. Man habe, so Premier Ehud Olmert, das Haus deshalb zerstört, weil von hier aus Hisbollah-Raketen auf Israel abgefeuert worden seien. Auch das kann stimmen. Denn die Schiiten-Miliz missbraucht die eigene Zivilbevölkerung immer wieder als Schutzschild gegen Luftangriffe. Das gehört zur Kriegstaktik der Hisbollah. Denn das gestrige Sterben unschuldiger Frauen und Kindern hat aus der Sicht der pro-iranischen Kämpfer das Propaganda-Ziel voll erreicht: Israel wird in aller Welt angeprangert und von allen Seiten ultimativ aufgefordert, die Kämpfe sofort einzustellen.

Führung. Aber genau das wollen die Israelis jetzt keinesfalls. Denn ihre militärische Führung ist überzeugt, dass sie knapp davor stehe, das militärische Rückgrat der Hisbollah zu brechen und dass es nur noch eine Frage von Tagen sei, dass alle Abschuss-Rampen für die Hisbollah-Raketen zerstört sind und die Menschen in Nord-Israel damit ihre Schutzbunker endlich verlassen können.

Waffenstillstand. Einen Waffenstillstand, so fürchtet Israel, würde die Hisbollah nur dafür nützen, neue Waffen und Abschussrampen herbeizuschaffen. Und in ein paar Monaten ginge der Krieg dann von neuem los. Mag sein, das die israelischen Befürchtungen richtig sind, haben sie es doch mit einem Gegner zu tun, der ihren Staat mit allen Mitteln auslöschen will.

Argumente. Aber alle Argumente machen die Kinder von Kana nicht wieder lebendig. Sie wurden in einem Krieg, der so unsinnig und barbarisch ist wie alle Kriege in der Geschichte der Menschheit, sinnlos geopfert. Und damit geben sie dem Hass neue Nahrung.