"Im Grunde ist der Konflikt einfach zu verstehen: Am Anfang wanderte das israelische Volk in den Nahen Osten ein, und die arabischen Staaten akzeptieren das bis heute nicht", brachte kürzlich ein Nahost-Kenner die Lage im heißesten Krisenherd der Welt auf den Punkt. Der Konflikt zwischen Palästinensern und Juden ist mehr als hundert Jahre alt. Seit Gründung Israels 1948 wechseln sich Terroranschläge und Verhandlungen ab, die bislang keinen Frieden gebracht haben.

Geschichte. Den Grundstein legte damals ein Österreicher, Theodor Herzl: 1897 lud der Publizist und Politiker zum ersten Zionisten-Kongress nach Basel, wo er eine "nationale Heimstatt" für die in weltweiter verstreut lebenden Juden forderte. Der "Judenstaat" sollte in Palästina errichtet werden. Zuspruch fand Herzl vor allem bei den von wachsendem Antisemitismus bedrohten Ostjuden. Im Zuge großer Einwanderungswellen (Alija) siedelten sich in den folgenden Jahrzehnten hunderttausende Juden in Palästina an.

Mandat. In der Balfour-Deklaration von 1917 erklärte sich schließlich Großbritannien, damals Weltmacht und Mandatsmacht in Palästina, mit den zionistischen Bestrebungen einverstanden, in Palästina einen Judenstaat zu errichten.

Widerstand. Spätestens jetzt zeigte sich jedoch, dass ein starker arabischer Widerstand gegen die britische Politik und die jüdischen Einwanderer bestand. Auch das Militär beteiligte sich an der Hetze, und so kam es im April 1920 zu größeren Ausschreitungen. Arabischer Mob plünderte Geschäfte in Jerusalem und tötete jüdische Einwohner. Die britischen Truppen unterbanden die Unruhen nicht.

Gründung Israels. Doch auch während und nach dem Zweiten Weltkrieg flüchteten hunderttausende von Holocaust-Überlebenden in das von Arabern bewohnte und von Briten verwaltete Palästina. Der Sabbat des 29. November 1947 war schließlich ein besonderer Tag für die inzwischen halbe Million Juden in Palästina. In den späten Abendstunden beschloss die UNO mit 33 Stimmen, darunter USA, Frankreich und die Sowjetunion, die Teilung des Landes in einen arabischen und einen jüdischen Staat. Alle 13 moslemischen und arabischen Staaten stimmten dagegen. Nachdem die Briten im Mai 1948 abgezogen waren, rief Präsident David Ben Gurion den Staat Israel aus. Doch die Freudentänze darüber währten nicht lange.

Plan. Die Juden begrüßten den Teilungsplan, die Araber verwarfen ihn. In ihren Augen gehörte ihnen ganz Palästina, die Juden waren nur eine geduldete Minderheit. Binnen kurzer Zeit wuchsen sich die vereinzelten Angriffe auf Juden zu einem offenen Krieg von palästinensischen Freischärlern gegen Juden aus – wo immer diese sich befanden. Doch auch jüdische Terroristen ließen keine Gelegenheit verstreichen, Araber zu töten und zu provozieren.

Kriege mit den Nachbarn. Noch im selben Jahr griffen alle arabischen Nachbarstaaten – Ägypten, Libanon, Jordanien, Irak und Syrien – Israel an. Der "Befreiungskrieg" (erster Nahost-Krieg) endete erst 1949 mit der Ausdehnung von Israels Grenzen. Frieden gab es weiterhin nicht, Jordanien und Ägypten verstärkten den Terror.

Krieg. Alle aktuellen Probleme, über deren Lösung heute verhandelt wird, gehen auf den Sechs-Tage-Krieg von 1967 zurück. Auch diesen beendete Israel mit einer Gebietsausdehnung. Es besetzte nach Angriffen Syriens und Ägyptens den ägyptischen Sinai und Gazastreifen, die syrischen Golanhöhen und das Westjordanland. Wieder flohen hunderttausende Palästinenser. Von dieser Niederlage haben sich die Araber bis heute nicht erholt – militärisch und psychologisch. 1973 scheiterte der Versuch, die Gebiete zurückzuholen (Yom-Kippur-Krieg). Den Israelis wurde ihr siegreichster Krieg jedoch selbst zum Verhängnis. Das Palästinenserproblem war entstanden, seit über 40 Jahren sind sie nun Herrscher über ein fremdes Volk. Zahlreiche Friedensinitiativen und -pläne scheiterten oder brachten nur Teilerfolge.

Libanon-Konflikt. Der Süden Libanons wurde zum Konfliktherd, als Libanon palästinensischen Flüchtlingen 1967 Zuflucht einräumte. In der Folge wurde die Region zur Basis von Guerilla-Organisationen – die Israel durch seinen Einmarsch 1978 vertreiben wollte. Das gelang zwar – doch als Antwort wurde im Libanon die schiitische Hisbollah-Miliz gegründet, die Israel auch nach dem Abzug 2000 weiterhin mit iranischer und syrischer Unterstützung attackierte und auch den jetzigen Konflikt provozierte. Seit 2005 ist sie zudem in der Regierung vertreten – wie auch die 1987 in den Palästinensergebieten gegründete radikalislamische Hamas.

Konflikt. Der Konflikt mit den Arabern, die die Masseneinwanderung der Juden von Anfang an als Bedrohung empfanden, ist bis heute von einer Lösung weit entfernt. Herzl hatte einem "Volk ohne Land ein Land ohne Volk" versprochen. Aber das war Palästina eben nicht.