Observierten, tarnen, zuschlagen. Der Mord an einem hochrangigen Führer der radikal-islamischen Hamas in einem Luxushotel in Dubai lässt keinen Zweifel daran, dass es sich um eine lange und minutiös geplante Tat handelt. Die Ermittler im Emirat, aber auch Sicherheitsexperten verdächtigen den israelischen Auslandsgeheimdienst Mossad, hinter dem Komplott gegen Mahmoud al-Mabhou zu stecken. Er wurde in seinem Zimmer erstickt. Hotelkameras filmten die vermutlich elf Täter.

Steckt tatsächlich der Mossad dahinter, wäre es ein weiteres spektakuläres Attentat des bekanntesten der drei israelischen Geheimdienste, der schon einige solcher "Erfolge" feierte (siehe Artikel rechts). Israel ist -nach sieben Kriegen und unzähligen Krisen in seiner 62-jährigen Existenz - das Land der Geheimdienste.

Der Mossad ist in ausländischen Augen "groß und schmutzig", aus Sicht der Israelis selbst und der meisten Experten aber im Vergleich zur CIA oder dem britischen MI6 ein "kleiner Bastard", also schlau, clever, unberechenbar, aber auch rücksichtslos.

Die unterschiedliche Sichtweise gründet auf den früheren spektakulären Erfolge des Mossad und auf der Arbeitsweise der Agenten. Zwar kennt niemand die genaue Anzahl der vollamtlichen Mitarbeiter, doch dürfte diese bei nur rund 1200 liegen. Riesig scheint aber das Netz der freiwiligen, im Ausland lebenden Helfer zu sein.

"Spezielle Aufgaben"

Eigentlich ist der Mossad, was schlicht " Das Institut" heißt, für Nachrichtenbeschaffung und "spezielle Aufgaben" zuständig. Doch wird er in der Öffentlichkeit nur wegen letzteren wahrgenonmmen. Es geht um die Ausschaltung von Feinden ohne Rücksicht auf Verluste der Gegenseite. Unzählige Hollywood-Filme und kaum ein Spionageroman kommen ohne einen Mossad-Agenten aus. Insbesondere unter den Palästinensern und im Iran gelten diese schlicht als "böse zionistische Mördertrupps".

Dem Mossad steht seit 2002 der Ex-General Meir Dagan vor, dessen Amtzszeit, wegen großer (geheimer) Erfolge soeben verlängert wurde. Bis 1996 war der Name des Mossad-Bosses höchstes Staatsgeheimnis - um das aber praktisch jeder wusste, wenn er nur wollte.

Wenn ihm tatsächlich acht Abteilungen unterstehen, wie vermutet wird, ist die "Metsada" diejenige, dem das größte Interesse der Öffentlichkeit gilt: Liquidierungen, Attentate und Anschläge, Sabotage und paramilitärische Aktionen.

Jahrzehntelang war der Mossad der Stolz aller Israelis. Seine Operationen sorgten für weltweites Aufsehen. Das Hauptquartier war lange direkt neben dem Verteidigungsministerium und dem Armee-Hauptquartier. Doch nach zwei Bränden, bei denen die Agenten die Feuerwehrleute nicht in die Büros ließ, wurde der Mossad auf einem Hügel nördlich von Tel Aviv untergebracht. Seit dem Einzug soll es dort rund um den Swimming-Pool immer wieder zu wilden Orgien gekommen sein.

In den Achtziger- und Neunzigerjahren ging es rasant abwärts mit dem Ruf des Mossad. Meir Dagan, seit 2002 Chef, sollte mittels "Spezialoperationen" wieder alten Glanz verleihen. Das ist ihm offensichtlich gelungen.

Internationaler Druck

Doch im aktuellen Fall steigt der internationale Druck auf Israel. Mehrere Staaten forderten Erklärungen, weil Pässe ihrer Länder verwendet wurden. In Österreich hat bisher weder das Außen- noch das Innenministerium Israel kontaktiert. Interpol hat gegen die mutmaßlich elf Täter einen internationalen Haftbefehl ausgestellt. Dubais Polizeichef drohte auch mit einem internationalen Haftbefehl gegen Mossad-Chef Dagan. Israel weist jede Verantwortung von sich.