JERUSALEM. Der Islamische Jihad hatte erst in den Morgenstunden angedroht, dass er in "israelischen Städten zuschlagen" werde. Aber nachdem die Islamisten in den Morgenstunden zwei Raketen auf die Stadt Beerscheba abgeschossen hatten, verstanden die Israelis die Warnung falsch. Sie dachten, es würden im Rahmen der Spannungen um Gaza weitere Raketen abgefeuert werden, doch dann explodierte ein Autobus in Jerusalem. Dies war das erste Attentat in der Stadt nach mehr als zwei Jahren völliger Ruhe.

In der ganzen jüdischen Neustadt Jerusalems hörte man die Detonation, als gestern gegen 15.15 Uhr ein Sprengsatz neben einem Bus der Linie 74 an der zentralen Busstation explodierte. Im Gegensatz zu vorherigen Attentaten, bei denen Selbstmordattentäter sich in Bussen in die Luft gesprengt und dabei zig Menschen getötet hatten, war der Sprengsatz diesmal neben einem Kiosk abgelegt worden. Laut ersten Berichten kam eine Person ums Leben, mindestens 35 Personen wurden verletzt, drei davon schwer.

Dabei war Israels Aufmerksamkeit in den vergangenen Tagen auf den Gazastreifen im Süden gerichtet gewesen, wo die Scharmützel zwischen Israels Armee und palästinensischen Widerstandsorganisationen seit einer Woche eskalieren.

Erst gestern waren insgesamt acht Palästinenser bei israelischen Bombardements ums Leben gekommen. Vier von ihnen waren Zivilisten, die in der Stadt Schadschaiyah in ihrem Haus von einer Granate getötet worden waren. Laut der Armee war die Granate von ihrem Kurs abgekommen. Israels Premier Benjamin Netanjahu und die Armeeführung hatten ihr "Bedauern" über den Tod unschuldiger Zivilisten geäußert, machten jedoch die Hamas dafür verantwortlich, weil diese ihre Angriffe aus dicht bevölkerten Wohngebieten startet.

Wiederholungstäter

Ziel des israelischen Beschusses war eine Zelle des Islamischen Jihads gewesen, die gerade den Abschuss einer Rakete auf ein israelisches Dorf vorbereitete. Neben der Familie kam ebenfalls einer der Jihadisten ums Leben. Der Islamische Jihad gestand, dass der getötete Kämpfer bereits vor einer Woche an dem Abschuss einer Rakete auf die Großstadt Beerscheba teilgenommen hatte.