Israelische Soldaten sind am Donnerstag in ein Krankenhaus im Süden des Gazastreifens eingedrungen. Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari sprach von einem „präzisen und begrenzten Einsatz im Nasser-Krankenhaus“ in Khan Younis. Ziel sei es, Leichen von Geiseln zu bergen. Einem Sprecher der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde zufolge stürmten die Truppen das Krankenhaus und zerstörten dabei eine Wand. Zuvor waren zahlreiche Menschen aus dem Gebiet geflohen.

„Terroristen agierten offenbar auch von Krankenhaus aus

Die Gesundheitsbehörde hatte in der Nacht mitgeteilt, bei israelischem Beschuss der Klinik seien ein Patient getötet und weiterer verletzt worden. Die Informationen ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. „Wir haben glaubhafte Geheimdienstinformationen, denen zufolge die Hamas im Nasser-Krankenhaus Geiseln festgehalten hat“, teilte die Armee mit. „Terroristen haben offenbar auch von dem Krankenhaus aus agiert.“ Man gehe davon aus, dass sich Leichen von Geiseln auf dem Gelände der Klinik befinden könnten. Der Einsatz mit Spezialkräften sei lange vorbereitet worden. Es sei nicht nötig, das Krankenhaus zu räumen.

Derzeit befinden sich noch 134 Menschen in der Gewalt der Hamas, von denen aber nach israelischer Schätzung mindestens 30 nicht mehr am Leben sein dürften. Bei Verhandlungen in Kairo über eine Freilassung weiterer Geiseln im Gegenzug für eine Feuerpause im Gaza-Krieg und die Entlassung palästinensischer Häftlinge hatte es bisher keinen Durchbruch gegeben. In der Nacht auf Montag hatten israelische Spezialkräfte in Rafah im südlichen Gazastreifen zwei Geiseln im Alter von 60 und 70 Jahren aus der Gewalt der Hamas gerettet.

Italiens Außenminister Antonio Tajani warf Israel indes vor, bei den Kämpfen gegen die radikal-islamische Hamas zu viele Zivilisten zu töten. Man könne nicht von einem Genozid sprechen, aber in einigen Fällen seien die militärischen Einsätze außerhalb jeder Verhältnismäßigkeit, sagte Tajani am Donnerstag.