Knapp vier Monate nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel sind nach Angaben der israelischen Streitkräfte zahlreiche in den Gazastreifen verschleppten Geiseln für tot erklärt worden. „Wir haben 31 Familien darüber informiert, dass ihre gefangenen Angehörigen nicht mehr unter den Lebenden weilen und dass wir sie für tot erklärt haben“, sagte Sprecher Daniel Hagari Dienstag in einer Pressekonferenz. Darunter sind laut einer Zeitung auch zwei bereits 2014 getötete Soldaten. Unter den 31 nunmehr für tot erklärten Geiseln sind auch zwei israelische Soldaten, die laut der Zeitung „Times of Israel“ schon 2014 getötet und deren Leichen in den Gazastreifen gebracht wurden.
Der österreichisch-israelische Staatsbürger und Familienvater Tal Shoham dürfte sich nicht unter den Toten befinden. Aus dem Außenministerium heißt es dazu: „Es liegen uns keine Informationen vor, dass der österreichisch-israelische Familienvater unter den 31 getöteten Geiseln ist.“
130 Geiseln noch festgehalten
Israel ging bisher davon aus, dass noch mehr als 130 Geiseln festgehalten werden. Die islamistische Terrororganisation Hamas hatte bei ihrem beispiellosen Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober mehr als 250 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Der israelische Generalstabschef Herzi Halevi kündigte eine gründliche Untersuchung der Reaktion der Streitkräfte auf den beispiellosen Überfall der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober auf Israel an. „Unsere Absicht ist sehr klar“, sagte er am Dienstag im Kommando der Luftwaffe in Tel Aviv. „Zu untersuchen, und zu lernen, und den Dingen auf den Grund zu gehen, und keinen Stein auf dem anderen zu lassen.“ Wann die Untersuchung beginnen und wer sie konkret durchführen werde, sagte er nicht.
Am 7. Oktober hatten Terroristen aus dem Gazastreifen das südliche Grenzgebiet Israels überrannt, 1200 Menschen getötet und rund 250 weitere als Geiseln verschleppt. Unter den Opfern waren mehrheitlich Zivilisten, aber auch Soldaten und Soldatinnen, deren Außenposten an der Gaza-Grenze von den Angreifern gestürmt worden waren.
Das bisher schlimmste Massaker in der Geschichte Israels hatte die Öffentlichkeit im jüdischen Staat zutiefst erschüttert. Zugleich kam Kritik an der Armee auf, die lange brauchte, um gegen die eingedrungenen Terroristen vorzugehen. Noch nie zuvor war es vorgekommen, dass feindliche Kämpfer mehrere Tage lang Teile des israelischen Staatsgebiets kontrollierten.
Zehntausende Tote im Gazastreifen
Auf das Massaker reagierte Israel mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Die Zahl der im Gazastreifen getöteten Palästinenser ist seit Kriegsbeginn nach palästinensischen Angaben auf über 27.000 gestiegen. „Warum haben wir es bisher nicht untersucht?“, stellte Halevi die Frage in den Raum. „Wir befinden uns in einem äußerst intensiven Krieg mit mehreren Fronten.“ Eine Untersuchung werde Zeit benötigen. Und die Umstände müssten dazu angetan sein, sie ordentlich durchzuführen.