Der Satz ging ein wenig unter: "Es ist für mich einer der zentralen Faktoren. Wenn wir nicht auf den 1,5-Grad-Pfad von Paris kommen, dann macht es keinen Sinn für Grüne (in eine Regierung) reinzugehen", sagte Annalena Baerbock im ersten TV-Triell Anfang des Monats. Die Grünen stellten also schon mal erste Bedingungen für eine Koalition. Ein möglicher Wahlsieger spricht so nicht. Mitten im Wahlkampf-Endspurt drehten die Grünen also schon bei.

Zum Beginn der Kampagne hatte das noch anders geklungen. Nicht nur bei Baerbock und ihrer Partei. "Die Frau für alle Fälle", titelte der "Spiegel". "Endlich einmal anders", jubelte die Illustrierte "stern". Das war im April. Die Grünen führten in den Umfragen mit 28 Prozent und zeigten sich selbstbewusst: Mit Annalena Baerbock, 40, hatte die Partei erstmals eine eigene Kandidatin für das Kanzleramt aufgestellt. "Ich trete an für Erneuerung. Für den Status quo stehen andere", sagte die Hannoveranerin selbstbewusst.

Die Stimmung drehte sich schnell. Erst tauchten einige Unregelmäßigkeiten im Lebenslauf der Kandidatin auf, dann kopierte Stellen in ihrem Buch. "Ich habe mich tierisch geärgert", sagte Baerbock. Sie sagte das so oft, dass es bald floskelhaft wirkte. Dabei wissen nicht nur Katholiken, dass zur Buße die aufrichtige Reue über die Untaten gehört. Es kam, wie es kommen musste. Die Zustimmungswerte schwanden, die Partei fiel auf Platz drei. Es wäre zu einfach, das alles bei Baerbock abzuladen. Zum einen liegen die Werte der Grünen in Umfragen gern mal höher als das Ergebnis am Wahltag.