Es wurde noch einmal spannend im spanischen Abgeordnetenhaus. Lange debattierte die Parlamentskommission um Präsidentin Francina Armengol über ein falsches "Ja" des Abgeordneten Eduard Pujol, der aus Versehen Volksparteichef Alberto Núñez Feijóo zum nächsten Ministerpräsidenten machen wollte.

Zwar korrigierte Pujol den Fehler umgehend in ein "Nein", doch musste nach abgeschlossener Abstimmung zunächst das weitere Vorgehen diskutiert werden. Nach längerer Beratung entschloss man sich, die Stimme als "ungültig" zu werten, weshalb das Ergebnis 172 zu 177 lautete. Waren es am Mittwoch noch sechs Stimmen, mit denen Feijóo unterlag, waren es wegen des heutigen Lapsus nurmehr fünf.

Kommentare im Internet ließen nicht lange auf sich warten. "You had one job" und "3.126,89 Euro monatlich, für so was", waren dabei die harmloseren Unmutsbekundungen. Die PP-Fraktion kündigte umgehend an den Fall vor Gericht bringen zu wollen, um die Stimme als "Ja" zählen zu lassen.

Weg frei für Sánchez

Dennoch dürfte damit der Weg für den amtierenden Regierungschef Pedro Sánchez frei sein, sich selbst der Wahl zu stellen. Auf eine eigene Mehrheit kann der Sozialdemokrat dabei nicht bauen. Seit Wochen laufen Verhandlungen über den Rückhalt durch kleinere Parteien – unter anderem aus Katalonien. Die Nationalisten fordern Straffreiheit für die Organisatoren des untersagten Referendums von 2017 sowie eine neuerliche legale Abstimmung über ihre Unabhängigkeit.

Um dieses Szenario zu verhindern, ist als Plan B eine Enthaltung der konservativen Volkspartei PP bei Sánchez' anstehender Unternehmung im Gespräch. Das Regieren würde es jedoch nicht einfacher machen.