Bei der Explosion eines Treibstofflagers in der Kaukasus-Region Bergkarabach sind Medienberichten zufolge 125 Menschen ums Leben gekommen. Die Nachrichtenagentur Interfax Aserbaidschan berief sich am Dienstagabend auf das armenische Gesundheitsministerium. Die Leichen seien nach Armenien gebracht worden, hieß es weiter. Die Behörden vor Ort hatten von 20 Toten und 290 Verletzten nach dem Vorfall vom Montag gesprochen. Die Ursache der Explosion war weiter unklar.

Tote im Spital und an der Unglücksstelle

Das Gebiet war in der vergangenen Woche von Aserbaidschan angegriffen und besiegt worden. Auf Fotos in sozialen Netzwerken waren große Flammen zu sehen. Die Politikerin Metakse Akopjan erklärte, an dem Lager seien zum Zeitpunkt des Unglücks viele Menschen für Benzin angestanden, weil sie mit Autos vor den Aserbaidschanern nach Armenien fliehen wollten.

"Medizinische Kapazitäten nicht ausreichend"

Das Menschenrechtsbüro der Region appellierte an die internationale Gemeinschaft: Es sei dringend notwendig, insbesondere schwer verletzte Menschen zur Behandlung auszufliegen. "Die medizinischen Kapazitäten Berg-Karabachs sind nicht ausreichend, um die Leben der Menschen zu retten", hieß es in der Mitteilung auf X.

Der Journalist Neil Hauer, der unter anderem für CNN und den britischen "Guardian" aus Armenien berichtet, postete am Morgen auf X ein Video, das  Hubschrauber in der Grenzregion zeigt. Hauer mutmaßt, dass Verletzte nun ausgeflogen werden können.

Aus Aserbaidschan hieß es, man sei zur Aufnahme von Opfern bereit. Krankenhäuser mehrerer Landkreise seien für die Versorgung einer großen Anzahl an Patienten aus Berg-Karabach vorbereitet worden, teilte der aserbaidschanische Präsidentenberater, Hikmet Hajiyev, am Montag laut Medienberichten mit.

Exodus aus Angst vor Rache

Unterdes geht die Flucht von ethnischen Armeniern aus Berg-Karabach in das benachbarte Mutterland weiter. Es seien schon insgesamt 13.350 Geflüchtete aus der Kaukasus-Region nach Armenien eingereist, teilte die armenische Regierung am Dienstag mit. Die Regierung stelle allen ohne Obdach eine Unterkunft zur Verfügung, hieß es. Die Registrierung der Geflüchteten gehe weiter.

Langjähriger Kampf

Vor einer Woche hatte Aserbaidschan eine großangelegte Militäroffensive in Berg-Karabach gestartet. Bereits einen Tag später mussten die pro-armenischen Kämpfer von Berg-Karabach eine Waffenstillstandsvereinbarung akzeptieren. Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, in dem Gebiet leben aber überwiegend Armenierinnen und Armenier. Aserbaidschan und Armenien kämpfen seit Jahren um das Gebiet.

Humanitäre Lage katastrophal

Die humanitäre Lage in Berg-Karabach, das seit langem zwischen den beiden verfeindeten Ex-Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan umkämpft ist, ist ohnehin katastrophal. Seit Monaten blockieren Aserbaidschaner die einzige armenische Zufahrtsstraße, weshalb Lebensmittel, Medikamente und Benzin in der Region knapp sind.