Nach dem Absturz des Flugzeugs mit dem russischen Söldnerführer Jewgeni Prigoschin auf der Passagierliste hat Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock vor Spekulationen gewarnt. Der Flugzeugabsturz sei erst einige Stunden her, deswegen könne man "keine schnellen Schlüsse ziehen", sagte die Grünen-Politikerin am Donnerstag im Deutschlandfunk.

"Putins Macht ist auf Gewalt gebaut"

Der Vorfall unterstreiche aber, "dass ein System, dass eine Macht, dass eine Diktatur, die auf Gewalt gebaut ist, dass sie eben auch intern nur Gewalt kennt", so Baerbock weiter. Das habe man "auf traurige, dramatische Art und Weise in den Vorjahren schon gesehen, wo Oppositionelle, wo Journalisten, wo einfache Menschen aus dem Fenster gefallen sind oder vergiftet worden sind".

Prigoschin, Chef der Privatarmee Wagner, soll am Mittwochabend bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen sein. Die Luftfahrtbehörde Rosawiazija veröffentlichte eine Passagierliste, auf der auch Prigoschin stand. Alle zehn Insassen seien ums Leben gekommen, teilte der russische Zivilschutz mit. Eine amtliche Bestätigung oder eindeutige Belege für den Tod des langjährigen Vertrauten von Kremlchef Wladimir Putin gab es bis zum Donnerstagmorgen nicht.

Schallenberg überrascht

Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) hatte sich am Mittwoch in der ORF ZiB 2 "nicht überrascht" über den möglichen Tod des Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin bei einem Flugzeugabsturz in Russland gezeigt. Belegbare Beweise dazu gebe noch keine. Man sei in Kontakt mit Sicherheitsbehörden und Botschaften in der Region und warte ab.

Deutschlands Außenministerin sagte – zur Zukunft der Söldnertruppe befragt –, es sei zu befürchten, "dass Russland mit oder ohne Wagner mit seinem zynischen Spiel, nicht nur in der Ukraine, sondern vor allen Dingen in Afrika weitermacht". Prigoschin und Wagner seien für schreckliche Taten verantwortlich "gegen das ukrainische Volk und in einem Land nach dem anderen in Afrika", so die Außenministerin. "Wo immer Wagner hingeht, folgen Tod und Zerstörung und Ausbeutung."

Zu der Debatte um eine mögliche Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine zur Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg verwies Baerbock auf "technische Details", die noch geklärt werden müssten. Es sei wichtig, nicht einfach etwas zu versprechen, "sondern dass das dann auch geliefert wird und funktioniert und dass die unterschiedlichen Systeme ineinandergreifen. Und das gilt jetzt auch für weitere Maßnahmen wie Marschflugkörper", so die Außenministerin.