"Ich habe darüber bereits mit meinem Präsidenten François Hollande gesprochen. Er weiß, dass ich Ihren Präsidenten Wladimir Putin sehr liebe und dass das auf Gegenseitigkeit beruht. Und ich habe ihm gesagt, dass Russland, Land einer großen Demokratie, kein Land ist, in dem ein Premierminister einen Bürger seines eigenen Landes als erbärmlich bezeichnet". Das schrieb Gérard Depardieu vor zehn Jahren in einem offenen Brief, um seiner unbändigen, in späteren Lebensjahren entdeckten Liebe zu Russland Ausdruck zu verleihen.

Seit 2013 mit russischem Pass

Im Dezember 2012 hatte Russlands Präsident Wladimir Putin Depardieu die russische Staatsbürgerschaft angeboten. Im Jänner 2013 beantragte der französische Schauspieler offiziell russische Papiere, kurz darauf erhielt er diese tatsächlich vom späteren Kriegsherren. Parallel dazu ließ er sich auch noch in der russisch-orthodoxen Cathédrale Saint-Alexandre-Nevsky in Paris taufen. Ein Großteil der Franzosen schüttelte damals nur den Kopf. Um den seiner Meinung nach zu hohen Spitzensteuersätzen in Frankreich zu entgehen, hatte Depardieu seinen Wohnsitz zuvor schon von seinem Geburtsland nach Belgien verlegt.

Depardieu in folkloristischer Kleidung und mit russischem Pass 2013
Depardieu in folkloristischer Kleidung und mit russischem Pass 2013 © (c) AP (Mordovmedia.ru)

Nun, nach bald 16 Monaten russischer Attacken auf das ukrainische Volk, scheint die Liebe des 74-Jährigen zu seiner "Liebe Putin" und zu Russland stark abgekühlt zu sein: "Ich bereue die Staatsbürgerschaft der Russischen Föderation sehr, ich hoffe, dass sie mich 'zu Hause' wieder aufnehmen", soll Depardieu laut mehreren russischen Medien zu Protokoll gegeben haben. "Ich gestehe, ich schäme mich", so der Schauspieler weiter. Wenn diese Aussagen so stimmen, bliebe nicht mehr viel von jenen Tagen, als Depardieu noch stolz seinen russischen Pass präsentiert hatte.

Sinneswandel des Franzosen?

Mehr noch: Den Erlös aus dem Verkauf seiner Moskauer Wohnung soll er sogar an die ukrainischen Truppen überwiesen haben, wird berichtet. "Ich appelliere an die französischen Behörden um Unterstützung und bitte sie, mir den Flüchtlingsstatus zu gewähren", wird ein weiteres Zitat Depardieus überliefert. Der Wandel kam offenbar in Schüben: Seit Beginn der russischen Invasion hatte Depardieu diese wiederholt kritisiert und Putins Krieg "verrückt und inakzeptabel" genannt. Der Teilzeit-"Obelix" war im Fortlauf des Krieges auf Distanz zu Putin gegangen und hatte erklärt, er selbst sei "gegen diesen Bruderkrieg".

Ein "verrückter und inakzeptabler Exzess" Putins, ein "großer Schwachsinn" sei das Ganze. Dmitri Peskow, verärgertes Kreml-Megafon, ließ ihm daraufhin prompt ausrichten: "Ich vermute, dass Depardieu höchstwahrscheinlich nicht vollständig versteht, was passiert." Eine "Belehrung" sei fällig. 2015 hatte Depardieu noch, vermutlich mehr nach dem Gusto Moskaus, festgehalten: "Ich liebe Russland und die Ukraine, die Teil von Russland ist."