Zum sechsten Mal haben sich am Freitag Tausende Menschen in Belgrad beim Protest „Serbien gegen Gewalt“ eingefunden. Die Rufe nach vorgezogenen Wahlen und dem Rücktritt des Präsidenten Aleksandar Vučić werden dabei immer lauter. Gestartet hat der Protest vor dem Haus der Nationalversammlung.

Neben Schauspielerinnen und Schauspielern unterstützen auch mehr als 950 Vertreterinnen und Vertreter der akademischen Gemeinschaft die Forderungen, darunter Lehrpersonen der Universität Belgrad. Auch viele Studierende sind am Protestmarsch beteiligt. Sie alle fordern vorgezogene Wahlen und den Rücktritt Vučićs. Den Demonstranten geht es auch um den Rücktritt des Innenministers Bratislav Gašiš und des Chefs des BIA-Nachrichtendienstes Aleksandar Vulin. Auch wird der Entzug von landesweiten Frequenzgenehmigungen für zwei TV-Sender - Pink und Happy - verlangt, welchen die Opposition vorwirft, seit Jahren Hass und Gewalt zu schüren. Das stand unter anderem in den Forderungen der Opposition, die am Freitag verlesen wurden. Das umstrittene Reality-TV Format "Zadruga" wurde mittlerweile eingestellt.

Vučić zieht vorgezogene Parlamentswahlen in Betracht: "Jetzt ist klar, dass wir vorgezogene Parlamentswahlen haben werden, es ist nur eine Frage der Zeit, wann sie stattfinden werden“, sagte Vučić auf einer Pressekonferenz am Donnerstag. Von einem Rücktritt spricht er aber nicht.

Premierministerin soll zurücktreten

Stattdessen soll Premierministerin Ana Brnabić ihr Amt niederlegen: „Rechnen Sie damit, dass mein Rücktritt auf dem Tisch liegt“, sagte Brnabić bei der Pressekonferenz. Präsident Vučić verspricht währenddessen höhere Löhne und Pensionen, niedrigere Preise für Brot sowie jungen Menschen (bis 16 Jahren) 10.000 Dinar (umgerechnet rund 85 Euro).

Nach zwei Schießereien in Belgrad und bei Mladenovac, bei denen Anfang Mai 18 Personen getötet wurden, mehrheitlich Volksschüler und junge Menschen, starteten fünf Oppositionsparteien mit Protestaktionen unter dem Motto "Serbien gegen Gewalt". Die Demonstrationen erhielten immer mehr Zulauf, zudem mehrten sich die Forderungen nach einem Rücktritt von Präsident Vučić.