Der Iran und Saudi-Arabien wollen nach jahrelangem Konflikt ihre diplomatischen Beziehungen wiederherstellen. In einem ersten Schritt wollen sich die Außenminister der rivalisierenden Länder treffen, wie die staatlichen Nachrichtenagenturen beider Länder, IRNA und SPA, am Freitag berichteten. Demnach unterzeichneten hochrangige Regierungsvertreter in China eine entsprechende Übereinkunft. Die beiden Länder ringen in der Nahost-Region um politischen und militärischen Einfluss.

Im Dialog wollen Riad und Teheran Differenzen beilegen, hieß es in der Mitteilung der saudischen Staatsagentur SPA. Beide Staaten verständigten sich darüber hinaus auf die Wiedereröffnung der Botschaften innerhalb von zwei Monaten. Beim Außenminister-Treffen soll zudem über einen Aufbau von Handelsbeziehungen und eine Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen gesprochen werden. Die Wiederannäherung der beiden Regionalmächte ist auch weltpolitisch brisant, gilt Saudi-Arabien doch als Verbündeter der USA, während der Iran enge Beziehungen zu Russland und China unterhält.

Beobachtern zufolge könnte sich die Übereinkunft positiv auf die Bemühungen zur Beendigung des jemenitischen Bürgerkriegs auswirken. Dieser wird nämlich weithin als Stellvertreterkrieg von Riad und Teheran angesehenen. Die schiitischen Houthi-Rebellen werden vom Iran unterstützt, die jemenitische Regierung von einer saudisch geführten Militärkoalition. Der Chefverhandler der Houthi-Rebellen, Mohammed Abdulsalam, begrüßte die Wiederannäherung der beiden Regionalmächte am Freitag. Die Region benötige eine Wiederaufnahme "normaler Beziehungen" zwischen den Ländern.

Das sunnitische Saudi-Arabien und der mehrheitlich schiitische Iran unterhielten in den vergangenen Jahren keine diplomatischen Beziehungen. Riad hatte die offiziellen Kontakte mit Teheran im Jänner 2016 gekappt, als Reaktion auf einen Angriff iranischer Demonstranten auf die saudische Botschaft im Iran. Ausgelöst wurden die Proteste durch die Hinrichtung des prominenten schiitischen Geistlichen Scheich Nimr al-Nimr in Saudi-Arabien. Ihre Rivalität trugen die beiden Staaten in vergangenen Jahren auch bei militärischen Konflikten in der Region aus, etwa im Jemen.

Vorsichtige Annäherung

Im vergangenen Jahr näherten sich beide Seiten auf diplomatischer Ebene vorsichtig an. Im Irak fanden mehrere Gesprächsrunden mit iranischen und saudischen Vertretern statt, die sich vor allem um Sicherheitsfragen drehten. Irans einflussreicher Politiker Ali Shamkhani, Sekretär des Sicherheitsrats, war Berichten zufolge in den vergangenen Tagen wieder für Gespräche in Bagdad. Neben dem Irak hatte auch der Oman eine Rolle als Vermittler gespielt.

Der Iran und Saudi-Arabien sind beide vom Ölexport abhängig. Auch die Konkurrenz auf dem Energiemarkt hatte zur Rivalität beigetragen. Durch internationale Sanktionen im Rahmen seines umstrittenen Atomprogramms ist der Iran aber weitgehend vom Markt ausgeschlossen. Beobachtern zufolge könnte eine Normalisierung der Beziehungen der beiden Länder auch die Verhandlungen zur Wiederbelebung des Wiener Atomabkommens positiv beeinflussen. Seit fast einem Jahr liegen die Gespräche auf Eis.

Der Iran und Saudi-Arabien hatten in der diplomatischen Eiszeit auch immer wieder über Pilgerreisen verhandelt. Für gläubige Muslime zählt die Wallfahrt zu den fünf Grundpflichten. Jeder fromme Muslim, der gesund ist und es sich leisten kann, sollte einmal im Leben nach Mekka in Saudi-Arabien pilgern.