Inmitten zunehmend gewaltsamer Proteste auf den Straßen Perus hat das oberste Gericht weitere 18 Monate Untersuchungshaft für den vom Parlament abgesetzten Präsidenten Pedro Castillo angeordnet. Das teilte das Gericht am Donnerstag (Ortszeit) via Twitter nach einer Anhörung mit. Demnach wollen die Strafverfolgungsbehörden in dieser Zeit wegen des Vorwurfs der Rebellion gegen Castillo ermitteln, dem mehr als vier Jahre Haft drohen.
Mit der Auflösung des Kongresses hatte der Linkspolitiker vergangene Woche einem Misstrauensvotum im Parlament zuvorkommen wollen. Sein Kabinett und die Opposition warfen ihm einen Staatsstreich vor - Castillo wurde des Amtes enthoben, festgenommen und zunächst für sieben Tage in U-Haft genommen. Einen Berufungsantrag seiner Anwälte lehnte das Gericht am Dienstag ab.
Gewaltsame Protestaktionen in Peru
Im Süden und Südosten Perus, wo Castillo in ländlichen Gegenden besonders viele Anhänger hat, aber auch in der Hauptstadt Lima kam es zu teils gewaltsamen Protestaktionen gegen seine Absetzung sowie zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Die Regierung von Castillos Nachfolgerin Dina Boluarte verhängte am Mittwoch für 30 Tage den Ausnahmezustand über das ganze Land. Am Donnerstag (Ortszeit) erklärte die Regierung in 15 Provinzen für fünf Tage eine Ausgangssperre während der Nachtstunden.
Die Gesundheitsbehörde der Region Ayacucho meldete nach Zusammenstößen am Flughafen der gleichnamigen Stadt am Donnerstag sieben Tote und 52 Verletzte. Zusammengerechnet mit früheren Behördenangaben entspricht das mindestens 15 Toten und mehr als 70 Verletzten in verschiedenen Landesteilen.
Hunderte Touristen saßen fest
Der Flug- und Zugverkehr wurde in Teilen des Andenlandes eingestellt, peruanischen Medienberichten zufolge saßen deshalb auch Hunderte Touristen fest. Das Polizeiaufgebot in Lima und anderen Städten wurde erhöht. Tausende Demonstranten forderten den Rücktritt von Castillos Nachfolgerin Boluarte, die Auflösung des Parlaments, baldige Neuwahlen und die Freilassung des inhaftierten Ex-Präsidenten.