Unterhaltend ist Herschel Walker. Der republikanische Kandidat für den Senat aus dem US-Bundesstaat Georgia tritt gegen den demokratischen Amtsinhaber und früheren Pfarrer Raphael Warnock in der Stichwahl am Dienstag an. Walker war ein Profi-Footballspieler. Für die Republikaner schien er ideal: kein Politiker, beliebt, volksnah und schwarz. Wichtig in Georgia, wo ein Drittel der Bevölkerung schwarz ist.
Bald aber sickerten unschöne Details durch. Walker ist geschieden; seine Ex-Frau wirft ihm vor, er habe sie mit einer Pistole und einem Messer bedroht. Sein Sohn nennt ihn "abwesender Vater". Er hat drei uneheliche Kinder mit drei Frauen. Zudem soll der radikale Abtreibungsgegner einer Geliebten die Abtreibung bezahlt haben.
Und es gibt Diskussionen um seinen Wohnsitz. Noch 2022 sprach er von seinem "Heim" in Texas, das er steuerlich absetzt, während er sein Haus in Atlanta vermietet hat. Nicht illegal, aber er hat sich in der Kampagne als "Boy from Georgia" verkauft. Außerdem hat er in Georgia für sich selber gestimmt, das wäre Wahlbetrug.
Das größere Problem: Walker ist nicht fähig, einen zusammenhängenden Satz zu formulieren. Und er lebt in seiner eigenen Welt – so behauptete er, früher Polizist gewesen zu sein. Viele Profi-Footballer leiden an Hirnschäden. Aber ist das gut für einen Senator? Fox News, der den Republikanern nahe stehende TV-Sender, lässt Walker inzwischen nur lächeln, nicht sprechen.
Den Republikanern ist das egal. Es geht um den entscheidenden Senatssitz. "Von mir aus können die Daffy Duck aufstellen", sagte ein Walker-Wähler zum "Atlanta Journal-Constitution". "Hauptsache, die Demokraten verlieren die Macht." Der "Rolling Stone" meinte sogar, Walkers Wähler wollten gar keinen Senator mit einem Gewissen, der nachdenkt, sondern einen, der alles abnickt. Und Danté Stewart, ein schwarzer Literat aus Georgia, schrieb in der "New York Times": Walker sei ein "Werkzeug" der Weißen zu deren Belustigung.
Eva C. Schweitzer