Sie war keine Tellerwäscherin. Aber eine Putzfrau. Sie wurde nicht zur Millionärin, aber erkämpfte sich einen fairen Lohn und zieht nun, als Teil der französischen Links-Bewegung NUPES, ins Parlament ein.
Die Rede ist von Rachel Kéké. Die Frau aus der Elfenbeinküste wuchs in der afrikanischen Metropole Abidjan auf, wo ihr eine Kindheit nie vergönnt war. Mit zwölf starb ihre Mutter. Ihre kleinen Geschwister zog sie danach alleine auf. Kéké durchlief keine elitäre französische Kaderschmiede, denn sie musste mit 16 Jahren Geld verdienen lernen. Später arbeitete sie in Paris als Putzfrau und Zimmermädchen für die Hotelkette "Ibis".
Kampf für gerechte Arbeitsbedingungen
In den frühen Morgenstunden fuhr sie mit dem Zug als unsichtbare Arbeiterin in eine Stadt, die für sie sonst keinen Platz vorsieht. Diskret und ohne aufzufallen, säuberte sie 30 bis 40 Zimmer pro Tag. Überstunden, die unbezahlt blieben, standen an der Tagesordnung. Ebenso sexuelle Übergriffe, rassistische Anfeindungen, körperliche Beschwerden ob einer Arbeit, die weitaus mehr abverlangt, als einen federleichten Staubwedel zu schwingen.
Im Juli 2019 reichte es Kéké. Sie legte sich mit ihrem Arbeitgeber, der größten Hotelgruppe Europas, an. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen, die meisten aus Schwarzafrika stammend, zettelte sie einen monatelangen Streit an. Mit Erfolg. Nach 22 Monaten lenkte die Hotelkette und die dazugehörige Reinigungsfirma ein. Danach wurde die Politik auf sie aufmerksam. Der Rest ist Teil eines kleinen Märchens.
Kriegerin und Löwin
"Ich bin die Stimme aller Stimmlosen", sagte die 48-Jährige nach ihrem Wahlerfolg am Wochenende. Kéké, die sich in ihrem Wahlbezirk gegen Macrons ehemalige Sportministerin Roxana Marcineanu durchsetzen konnte, bezeichnet sich als "Kriegerin, Löwin". Als solche wird sie die französische Nation an die Grundkoordinate "Égalité", also Gleichheit, erinnern. Und die politischen Hinterstübchen ordentlich durchlüften, wie einst unzählige Hotelzimmer.