Die Parallelen zwischen Rodolfo Hernández und Donald Trump sind offensichtlich: Zwei steinreiche Immobilienunternehmer, die im Rentenalter mit polterndem Populismus Präsident werden wollen.
Trump ist dies bereits 2017 in den USA gelungen, und Hernández hat gute Chancen, die Stichwahl am Sonntag in Kolumbien zu gewinnen.
Bis zur ersten Runde Ende Mai galt Hernández als Außenseiter. Nun liegt er in den Umfragen etwa gleichauf mit seinem linken Rivalen, dem Ex-Guerillero Gustavo Petro. Statt in anspruchsvollen Reden wie Petro bringt Hernández seine Botschaften in Videoschnipseln unters Volk und inszeniert sich als "König von TikTok".
Sein wichtigstes Thema: der Kampf gegen Korruption. Seine genauen Pläne für eine Präsidentschaft bleiben jedoch vage. Die seit Jahrzehnten regierende Rechte ist sein Feindbild, dennoch wollen die traditionellen Parteien Hernández in der Stichwahl unterstützen – um den Linken Petro zu verhindern. Hernández machte sein Vermögen (rund 100 Millionen Dollar) im Immobiliengeschäft.
Ende 2015 wurde er zum Bürgermeister von Bucaramanga gewählt. Auf Stimmenfang ging er damals mit dem Versprechen kostenloser Häuser für Arme – die nie gebaut wurden. Über die Stadt hinaus wurde er 2018 bekannt, als er vor laufender Kamera einen Stadtrat ohrfeigte, der einen seiner vier Söhne der Bestechung beschuldigte.
Hernández’ Gebaren als Kämpfer gegen die korrupte Elite ist nicht ganz überzeugend. Er selbst ist angeklagt, weil er als Bürgermeister ein mit einem seiner Söhne verbundenes Unternehmen begünstigt haben soll.
Auch damit ist er Trump nicht unähnlich, genauso wie mit seinen sexistischen Ausfällen, der schlichten Sprache oder der historischen Unkenntnis.
Er bewundere den "deutschen Denker Adolf Hitler", ließ Hernández vor Jahren wissen. Später entschuldigte er sich dafür und versicherte, er habe eigentlich Albert Einstein gemeint.