Im Flüchtlingscamp Lipa im Nordosten von Bosnien-Herzegowina ist es in der Nacht auf Dienstag nach Angaben der Hilfsorganisation "SOS Balkanroute" erneut zu einem Brand in mindestens zwei Zeltunterkünften gekommen. Verletzte gibt es demnach keine. Die NGO übte scharfe Kritik an der EU, denn an der verheerenden Situation für Geflüchtete in der Region habe sich nichts geändert. Was in Bosnien passiere, sei ein "Amoklauf der EU-Asylpolitik".
"Es sind bewusst hervorgerufene Zustände, keine Zufälle", sagte der Obmann von SOS Balkanroute, Petar Rosandić in einer Aussendung. Die Situation werde sich nicht ändern, so lange sich das "System dahinter nicht endlich ändert".
Internationale Organisationen seien abgezogen
Der neuerliche Brand sei wenig verwunderlich, da nach dem Abklingen des "medialen Hypes" um das Camp nahe der Stadt Bihac im Kanton Una-Sana Anfang des Jahres die meisten internationalen Organisationen wieder abgezogen seien. Ende Dezember war Lipa durch einen Großbrand fast vollständig zerstört worden.Kurz zuvor wurde es durch die Internationale Organisation für Migration (IOM) geschlossen, da es trotz Versprechungen der bosnischen Regierung nie an das zentrale Wasser-und Stromnetz angeschlossen und somit nicht wintertauglich gemacht wurde. Einige der verbliebenen Migranten legten daraufhin vermutlich das Feuer.
Mit Hilfe europäischer Spendengelder - unter anderem sagte Österreich eine Million Euro Soforthilfe für Geflüchtete in Bosnien zu - sollte das Flüchtlingslager wieder aufgebaut werden. Die Lage blieb aber bis in den Sommer hinein prekär und "angespannt", wie auch die ÖVP-Abgeordnete Gudrun Kugler Mitte Juli im APA-Gespräch berichtete. Hilfsorganisationen prangern die Zustände in Lipa bzw. der gesamten Region für Flüchtlinge immer wieder als "menschenunwürdig" an.
Das Camp sei "wieder nicht winterfit gemacht worden", erklärte SOS Balkanroute am Dienstag. Die EU habe es im zweiten Jahr trotz ihrer "angeblichen millionenschweren Soforthilfe nicht geschafft, für die Menschen dort Elektrizität und Wasser sicherzustellen", so Rosandić.