In der lichtdurchfluteten Halle des Mount Sinai Krankenhauses in New York herrscht reges Treiben, als sich Bundespräsident Alexander Van der Bellen und seine Delegation ihren Weg in den 31. Stock bahnen. „Zu Beginn der Pandemie war diese Halle voll mit Betten, wir mussten sogar ein Feldspital im Central Park gegenüber aufbauen“, erinnert sich Florian Krammer.

Der aus der Steiermark stammende Vakzinologe, dessen Expertise in der Pandemie breite mediale Beachtung fand, sitzt im weißen, schmucklosen Sitzungsraum in seiner Abteilung. Und er präsentiert dem Präsidenten und seiner Frau aufbereitete Influenzaviren. Als Van der Bellen Schwierigkeiten damit hat, die für die Begutachtung nötigen grünen Handschuhe anzuziehen, schmunzelt Krammer unter seiner Maske. „Gut, dass Sie Bundespräsident sind und nicht Virologe.“

Weniger gut findet Krammer die Fülle an Fehlinformation, die zu Corona im Umlauf sei. „Das ist auch in Amerika ein großes Problem.“ Eine Beobachtung, die auch Peter Palese teilt. Der Oberösterreicher ist seit 1971 am Krankenhaus als Virologe tätig. „Es ist unfair“, sagt er, dass sich die Krankenhäuser wieder mit Ungeimpften füllen. „Impfen, impfen, impfen“, lautet sein Appell, den Van der Bellen wenig später unterstreichen wird. „Alle anderen wird’s einmal erwischen“, zeigt sich Palese überzeugt. Er und Krammer arbeiten nun an einem Impfstoff für Länder, die keinen Zugang zu Vakzinen haben. „Wir könnten Impfstoff um 30 Cent herstellen. Doch die Finanzierung des Projektes ist nicht einfach.“



Ebenfalls nicht einfach ist es, an diesem Vormittag in den engen, mit Boxen vollgestellten Gängen der Abteilung voranzukommen. Eine Mitarbeiterin stolpert beim Vorbeigehen sogar über die Füße von Österreichs First Lady Doris Schmidauer. Eher skeptisch zeigt sich Krammer bei seiner Tour angesichts der aktuellen Corona-Maßnahmen in Österreich. Er sei gegen eine Diskriminierung von Genesenen, „auch sie haben einen relativ guten Schutz“. Doch Getestete sollten nicht mit Geimpften und Genesenen gleichgestellt werden. „Als Virologe hätte ich 2 G lieber gesehen.“