Der in einem Straflager erkrankte russische Kremlgegner Alexej Nawalny ist in ein Krankenhaus für Gefangene verlegt worden. Das teilte die Gefängnisbehörde am Montag mit. Der Gesundheitszustand des Oppositionellen wurde demnach als "zufriedenstellend" bezeichnet.
Am Sonntag hatten die USA der russischen Regierung gedroht, ein Tod Alexej Nawalnys würde schwere Konsequenzen haben. Zuvor hatten rund 70 Prominente aus aller Welt in einem offenen Brief eine adäquate medizinische Behandlung für den inhaftierten Kreml-Kritiker gefordert.
Jetzt scheint der Druck offenbar doch Wirkung zu zeigen: Angesichts seines bedrohlichen Gesundheitszustands wurde er nun in ein Krankenhaus für Häftlinge verlegt. Die russische Gefängnisbehörde teilte mit, der Zustand des Oppositionellen sei „akzeptabel“. Die Vertrauensärzte des 44-Jährigen, der sich seit rund drei Wochen im Hungerstreik befindet, sehen das anders: Sie hatten in den vergangenen Tagen vor einem Herzstillstand gewarnt. Auch Nawalnys Frau Julia, die ihn kürzlich besucht hatte, erklärte, er spreche kaum noch und sei vollkommen geschwächt.
Offen ist allerdings, ob Nawalny tatsächlich die nötige Behandlung erhalten wird. Seine Ärzte durften ihn bisher nicht behandeln. Nawalny war vorigen Sommer in Russland mit dem Nervengift Nowitschok vergiftet worden und in Deutschland behandelt worden.
Im Straflager klagte er nun über Schlafentzug und Lähmungserscheinungen, wurde aber nicht entsprechend behandelt. Später trat er in einen Hungerstreik, um so eine ärztliche Behandlung durchzusetzen. Es werde ihm nun eine "Vitamintherapie" verschrieben, teilten die russischen Behörden mit. Für Mittwoch rufen seine Anhänger zu neuen Protesten auf.
Nawalny war im Herbst freiwillig von Deutschland nach Russland zurückgekehrt und noch am Flughafen festgenommen worden. Offenbar hatte er gehofft, in Russland über Proteste etwas bewirken zu können. Diese Hoffnung hat sich bisher aber nicht erfüllt. Zwar waren im ganzen Land Tausende für seine Freilassung auf die Straßen gegangen, doch hatten die Sicherheitskräfte hart durchgegriffen gegen Protestierer. Nawalny dokumentierte und kritisierte Korruption bis in höchste Regierungsränge und verlangt einen Rücktritt der Regierung. Der 44-Jährige setzte dafür Leib und Leben aufs Spiel - er könnte zu hoch gepokert haben.