Sie hat das geliefert, worauf viele Trump-Gegner schon lange warteten: Mary Trump, die Nichte des US-Präsidenten, hat mit ihrem Buch über ihren Onkel eine Innensicht aus dem Familienclan der Trumps geliefert. Dass es dort nicht zimperlich zugeht, hatten viele schon geahnt. Die 55-jährige promovierte Psychologin warnt vor einer zweiten Amtszeit ihres Onkels, beschreibt ihn als Rassisten, verlogenen, kaltherzigen Narzissten und als unfähigen Geschäftsmann. Und sie leuchtet auch seine Kindheit und die Familienverhältnisse aus, die ihn zu dem gemacht haben, was er heute ist. „Zu viel und nie genug: Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt erschuf“, lautet denn auch der Titel des Buches, das bisher nur auf Englisch vorliegt.

"Bösartig"

Zum Darling ihrer Familie hat sich Mary Trump damit klarerweise nicht gemacht: Ihr Onkel Robert, der jüngere Bruder des Präsidenten, versuchte die Veröffentlichung zu verhindern. Und Donald Trump selbst holte auf Fox News zur Revanche aus: Bösartig, dumm und eine Lüge sei das Buch seiner Nichte. Die Leser scheinen das anders zu sehen: Schon am ersten Tag wurde Mary Trumps Abrechnung fast eine Million Mal verkauft.

Mary ist die Tochter von Donald Trumps verstorbenem älteren Bruder Fred Trump Junior. Sie selbst, vor allem aber ihr Vater, hatten es nicht leicht in der Familie, die laut der Autorin geprägt war von Fred Trump Senior, einem autoritären Patriarchen, den sie als „Soziopathen“ beschreibt, der auch auf Donald Trump einen starken und nicht unbedingt positiven Einfluss ausübte. Einzig um Geld sei es in der Familie gegangen. Auch ein Erbschaftsstreit sorgte für böses Blut.

"Rachsüchtig"

Politisch lebte man schon länger in getrennten Welten: Mary Trump unterstützte im vorigen Wahlkampf die Demokraten und Hillary Clinton. Ihre Familie sei „ziemlich rachsüchtig“, erklärte sie nun in einem Interview. „Welche Konsequenzen das Ganze auch immer mit sich bringen wird, ich bin bereit, damit umzugehen.“