Der Ort seines Auftritts hat höchste Symbolkraft: Am Fuße des Mount Rushmore in South Dakota, in dessen Felswand die Gesichter von George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln gemeißelt sind, hielt Donald Trump seine Rede zum 4. Juli, dem Unabhängigkeitstag – und genoss es sichtlich, sich in einer Reihe zu sehen mit den berühmten und riesig dargestellten Vorgängern.

Ein Präsident für alle - die so denken wie er selbst

Seine Ansprache am Nationalfeiertag war offensichtlich nicht an die Nation, sondern nur an seine Kernwähler gerichtet. Die Demonstranten, die sich seit dem Erstickungstod von George Floyd für mehr Gerechtigkeit und gegen Gewalt gegen Afroamerikaner einsetzen, beschimpfte Trump pauschal als „linke Faschisten“, die „uns zum Schweigen bringen wollen“. Zugleich demonstrierten Nachkommen der Ureinwohner gegen Trumps Auftritt: Die Lakota, die zu den Sioux gezählt werden, betrachten den Berg als einen ihrer heiligen Orte und das Denkmal als Entweihung. Lincoln hatte 1862 Hunderte Sioux zum Tode verurteilt.

Die ausgeblendete Realität

Ob Trump mit dem Auftritt für den Wahlkampf wirklich punkten konnte, bleibt deshalb abzuwarten. Die Anti-Rassismus-Proteste erhalten breite Unterstützung in der Bevölkerung. Zugleich hält sich die Feierlaune derzeit in Grenzen: Die Corona-Pandemie nimmt immer größere Ausmaße an – doch Trump streifte die Pandemie und die bisher rund 130.000 Todesopfer nur am Rande – Anteilnahme blieb aus. Laut dem Umfragebarometer des Wahldatenportals FiveThirtyEight sind mittlerweile 55,9 Prozent der Wähler mit dem Präsidenten unzufrieden. Mehr als zwei Drittel zeigten sich speziell unzufrieden mit seiner Reaktion auf die George-Floyd-Proteste. In vier der wahlentscheidenden Swing States liegt Trump derzeit rund zehn Prozentpunkte hinter Joe Biden.