Plötzlich ging alles ganz schnell. „Saudi-Arabien verbietet das Auspeitschen“, titelten am Samstag die Zeitungen des Königreichs. Das Oberste Gericht habe von „höheren Autoritäten“ die Anweisung erhalten, künftig nur noch Haftstrafen oder Geldstrafen zu verhängen, hieß es in dem Dekret. Damit eliminiert die Heimat des Propheten Mohammed zum ersten Mal in ihrer Geschichte einen besonders abstoßenden Teil der Scharia-Strafen – und hofft so auf positive Reaktionen westlicher Menschenrechtsorganisationen.

Überraschende Reform

Mit dieser überraschenden Reform soll aber auch der elende Gefängnistod des Pioniers der saudischen Bürgerrechtsbewegung, Abdullah Al-Hamid, überdeckt werden. Der 69-jährige Literaturprofessor und Mitbegründer der inzwischen verbotenen „Saudischen Gesellschaft für zivile und politische Rechte“ (ACPRA) saß seit 1990 fünf Mal im Gefängnis. Zuletzt wurde er 2013 zu elf Jahren Haft verurteilt. Im Jänner erkrankte er am Herzen, eine dringend nötige Operation wurde ihm verwehrt. Am Freitag verstarb er dann an den Folgen eines Schlaganfalls.

Das Auspeitschen von Verurteilten war in Saudi-Arabien bisher übliche Strafpraxis unter anderem für Taten wie Trinken von Alkohol oder außerehelichen Sex. Weltweite Schlagzeilen machte Anfang 2014 der Fall des saudischen Bloggers Raif Badawi, der wegen Beleidigung des Islam zu zehn Jahren Haft und 1000 Hieben verurteilt worden war und damals öffentlich vor der Al-Juffali-Moschee in Jeddah die ersten 50 Hiebe verabreicht bekam. Das grausige Spektakel ging durch ein verwackeltes Handyvideo rund um den Globus.