Es ist ein Bild, das vor 75 Jahren um die Welt ging: Gut eingepackt, ein bisschen versunken in ihre Wintermäntel, sitzen der britische Premier Winston Churchill, US-Präsident Franklin D. Roosevelt und der sowjetische Diktator Josef Stalin Seite an Seite, um miteinander über eine neue Weltordnung zu sprechen.
Mehr als 10.000 Reisekilometer hat Roosevelt absolviert, um nach Jalta zu kommen. Stalin, der zu der Konferenz auf die Halbinsel Krim geladen hatte, aber unter Flugangst litt, war in einem gepanzerten Zug aus Moskau angereist. Roosevelt litt unter einer Nervenkrankheit und konnte seine Beine nicht bewegen. Churchill hatte hohes Fieber. Die Szene soll Einigkeit zwischen den Großmächten demonstrieren und Hoffnung geben auf Frieden: Der Zweite Weltkrieg steht kurz vor dem Ende, Hitlers doch nicht "Tausendjähriges Reich" vor dem Zusammenbruch.
Im Liwadija-Palast, wo einst der Zar den Sommer verbrachte, verhandeln die drei über die Zukunft. Es eint sie die Gegnerschaft zu Hitler. Nur wenig später werden sie im Kalten Krieg zu Gegnern werden. Doch noch gilt die Gesprächsatmosphäre als gut. Churchill setzt eine französische Besatzungszone in Deutschland durch. Er möchte, falls die amerikanischen Truppen nicht lange bleiben, Stalin nicht allein gegenüberstehen. Roosevelt erreicht die Zusage Stalins zum Beitritt der Sowjetunion in die geplanten Vereinten Nationen und zu ihrem Eintritt in den Krieg gegen Japan. Stalin setzt ein Vetorecht im Weltsicherheitsrat durch und dass die Gebiete, auf denen seine Truppen auf dem Vormarsch sind, bei der Sowjetunion verbleiben.
So gut verläuft die Konferenz, dass Russlands Präsident Wladimir Putin sie nun 2020 wiederholen möchte: Er hat Einladungen an die vier Atommächte mit Vetorecht im Sicherheitsrat verschickt. Frankreich sagte zu, mit China ist zu rechnen. Die Antwort Donald Trumps und Boris Johnsons steht aus. Die Anreise nach Jalta wäre auch für sie nicht einfach: Russland hat die Krim 2014 annektiert. Ganz vorüber ist der Kalte Krieg noch nicht.